Die Inflation zeigt: Die Schweiz sitzt am längeren Hebel. Sie muss aber einen langen Atem haben, damit ihre Taktik mit den Zinsen wieder so brillant funktioniert wie zwischen 2002 und 2007. Damals machte das ständige Unterbieten der Euro-Leitzinses den Franken mürbe. Heute müssen die Schweizer erst einmal reinen Tisch machen, in dem sie eine Abschwächung des Euros auf 1,04 Franken zulassen.
Die Verbraucherpreise in der Eurozone waren im Dezember 2016 um 1,1% höher als im Dezember 2015. In der Schweiz lag die jährliche Teuerung hingegen bei 0,0%. Das bedeutet: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann die Geldschleusen am längsten offen halten. Sie ist sehr viel weiter von einer Inflation bei 2% entfernt als die Europäische Zentralbank (EZB).
"Die SNB wird sicher gehen wollen, dass der Libor-Satz im Schweizer Franken tiefer ist als der Geldmarktsatz in der Eurozone", analysiert die St.Galler Kantonalbank. "Erst wenn die Europäische Zentralbank ihre Anleihenkäufe beendet und die Leitzinsen anhebt, nimmt auch der Spielraum der SNB für Zinserhöhungen zu. Das dürfte nicht vor Mitte 2018 der Fall sein", schreibt die Schaffhauser Kantonalbank.
Damit sich an der EUR/CHF-Front etwas tut, genügt es ganz offenbar nicht, dass die SNB einen Leitzins von -0,75% und die EZB von 0% hat. Die Zinsdifferenz ist schlichtweg zu klein, auch mit Blick auf die Konjunktur in Euroland. Potenzielle Euro-Käufer aus der Schweiz wollen eine Leitzinserhöhung der EZB sehen. Sie wäre ein Signal dafür, dass die Wirtschaft in der Eurozone aus dem Gröbsten heraus ist.
Solange dieses Signal nicht kommt (einige sagen, dass es in der gegenwärtigen Zusammensetzung der Eurozone nie kommen wird) kann der Euro gegen den Schweizer Franken im Grunde genommen nicht steigen. Ein paar Rappen sind immer drin, aber eine mehrjährige Aufwärtsbewegung, die den Euro von derzeit 1,07 Franken auf 1,20 oder 1,30 Franken heben würde, ist nicht möglich.
Gemäß einer Prognose der St.Galler Kantonalbank wird sich der Euro bis Ende 2017 bei 1,05-1,10 Franken aufhalten. Die Schaffhauser Kantonalbank rechnet sogar mit einem Absinken auf 1,04. Sie sagt: Die SNB könnte gewillt sein, "eine gewisse Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro zu tolerieren."
Home »
EURCHF Analyse
» Kommt die Zinswende, dann knistert der EUR/CHF-Kurs
Kommt die Zinswende, dann knistert der EUR/CHF-Kurs
06.01.17
08:00