Altkanzler Helmut Schmidt hatte es schon vor Jahren prognostiziert: Weigert sich Deutschland seine hohen Exportüberschüsse abzubauen, machen es die anderen. Donald Trump greift die Idee auf. Für den Euro ist das zwar ein Problem, weil Überschüsse helfen eine Währung stark zu halten. Gravierender ist jedoch das Auftürmen immer höherer Schulden. Dieser Prozess lässt sich wegen eines irreparablen Euro-Konstruktionsfehlers nicht mehr stoppen.
In Berlin reagiert man nervös auf die Ankündigung, dass der Autobauer BMW künftig eine Grenzsteuer von 35% bezahlen muss, wenn er seine in Mexiko hergestellten 3er-Limousine in den USA verkaufen will. Im Kern geht es Präsident Trump darum, das US-Handelsdefizit von 800 Milliarden US-Dollar zu verringern.
Büßt Deutschland seinen Exportüberschuss ein, sinkt das Wachstum. Alle Parteien im Bundestag sind nicht gewillt, einen Verlust beim Außenbeitrag über eine stärkere Öffnung der Binnenwirtschaft und weniger Regulierung/Red Tape auszugleichen. Würde Angela Merkel 2021 noch einmal antreten, wäre kein Geld mehr da für Rentenerhöhungen, dem Fundament ihrer Kanzlerschaften.
Schuldenunion
Die Eurozone hat eine Schulden-Gesamtlast von 470% ihrer Wirtschaftsleistung aufgetürmt, rechnet der frühere Chefökonom der Deutschen Bank, Thomas Mayer, in einem Gastbeitrag in der FAZ vor. Einer Wirtschaftsleistung von 10 Billionen Euro stehen also Verbindlichkeiten von privaten Haushalten, Unternehmen, Banken und Staaten von 47 Billionen Euro entgegen.
Für die Eurozone ohne Deutschland liegt die Gesamtverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) gar bei 557%. Die USA kommen hingegen auf 335%. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Euroland ohne Deutschland hat beinahe doppelt so hohe Schulden wie die USA, die beim Schuldenmachen alles andere als zimperlich sind.
Man sollte sich daher keine Illusionen machen: Die Euro-Schuldenunion kann nur mit dem dauerhaften Drucken von Papiergeld seitens der EZB und einer früher oder später steigenden Inflation zusammengehalten werden. Gerade wurde bekannt, dass Italiens Ex-Premier Renzi, den sie in Brüssel als großen Reformer gefeiert hatten, in seiner dreijährigen Amtszeit mehr Schulden aufgetürmt hat als Berlusconi von 2008 bis 2011.
Hier zeigt sich der Konstruktionsfehler: In Südeuropa gibt es kein Bewusstsein dafür, dass man den Euro gemacht hat, um den Frieden in Europa zu sichern. Der Euro ist hier vielmehr ein Goldesel, der sich ohne Murren Dukaten entlocken lässt. Die Südländer können sich anonymisiert verschulden und weiterhin ihren ganzen Stolz durch die Gegend tragen, weil der Gläubiger das künstliche Gebilde Eurosystem und kein Nationalstaat ist.
Home »
Marktkommentar
» Vom starken Export-Euro zum weichen Schulden-Euro
Vom starken Export-Euro zum weichen Schulden-Euro
17.01.17
15:30