Gibt es einen inoffiziellen Euro-Mindestkurs bei 1,06 Franken?
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Gibt es einen inoffiziellen Euro-Mindestkurs bei 1,06 Franken?

Jetzt läuft es auf eine Kraftprobe zwischen den Finanzmärkten und der Schweiz hinaus. An den Börsen ebbt die Risikobereitschaft ab, die Kurse deuten an, nach untern zu wollen. Eine Korrektur der heißgelaufenen Aktienmärkte spricht für den Franken als sicheren Hafen. Die zuletzt wieder Euros schaufelnde Schweizerische Nationalbank (SNB) kommt in Bedrängnis.

Der EUR/CHF-Kurs befindet sich aktuell in einer sehr engen Handelsspanne zwischen 1,0630 und 1,0690. Er bricht einen Anstiegsversuch ab, nachdem über die Börsenticker läuft, dass die französische Justiz ihre Ermittlungen gegen den Präsidentschaftskandidat Fillon wegen Vorteilsnahme im Amt weiterführt. Dadurch erhöhen sich die Siegchancen der Euro-Abschafferin Le Pen.

"Die gestiegenen Sichteinlagen signalisieren, dass die SNB Deviseninterventionen gemacht hat", sagt Gero Jung, Chefökonom bei Mirabaud Asset Management (Reuters-Meldung). Nach Verschnaufpausen im Dezember und Januar, in denen die SNB laut Pflichtmitteilungen an den IWF über den Stand ihrer Devisenreserven nicht interveniert hat, scheint sie nun wieder aktiv zu sein.


Man will offenbar einen Rückfall des Euros unter 1,06 Franken verhindern. Das hat schon einmal am Morgen nach dem Brexit-Votum funktioniert, als die SNB ungewohnt freizügig mitteilte, zu intervenieren. Damals schaffte sie es die Euro-Talfahrt bei 1,0620 Franken umzukehren. Dieses Mal gehen die Währungshüter subtiler vor.

Würde Thomas Jordans SNB erneut hinausposaunen den EUR/CHF-Kurs zu stützen, könnte der Schuss nach hinten losgehen. Devisenspekulanten hätten allen Grund zu wetten, dass die SNB den inoffiziellen Mindestkurs bei 1,06 ebensowenig wie einst die Stützgrenzen bei 1,50 (2010) und 1,20 (2015) auf Dauer verteidigen kann.