Während die Aktienkurse steigen und steigen, laufen Anleger Gefahr beim EUR/CHF-Kurs in ein fallendes Messer zu greifen. Angst vor Zombie-Unternehmen und immer größer werdenden Blasen macht die Runde. Das ist der Grund dafür, warum der Euro trotz der hohen Risikobereitschaft keinen Stich gegen den Schweizer Franken macht.
"Die Haushalte und Firmen dort (in Italien, Portugal und Griechenland) sind heute völlig verschuldet. In einer Deflation, wenn also Preise und Löhne sinken, können die ihre Schulden nicht mehr bezahlen und gehen pleite", sagt der deutsche Top-Ökonom Hans-Werner Sinn im Gespräch mit Börse Online. Gemäß Sinn muss die EZB für Deutschland jahrelang 4,5% Inflation machen, um Südeuropa zu retten.
In die gleiche Kerbe schlägt Gunther Schnabl, Professor für Wirtschaftspolitik und Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Leipzig. Er erklärt gegenüber Spiegel Online: "Die günstigen Kredite subventionieren faktisch viele Firmen. Salopp gesagt müssen sie sich nicht mehr anstrengen. Weil die Finanzierungskosten gegen null gehen, können viele Unternehmen überleben, auch ohne gute Produkte auf den Markt zu bringen."
Corporate Europe ist ziemlich schlecht aufgestellt. Kein Vergleich zu Japan, wo der Unternehmenssektor hervorragend bei Kasse ist. In Deutschland lassen es die Unternehmen dank des schwachen Euros, und weil sie Kredite von der EZB bekommen, schleifen. Die Aktienmärkte steigen nicht etwa, weil die Firmen, die wegen der Nullzinspolitik zudem mehr Geld für betriebliche Altersvorsroge auf die Seiten legen müssen, gut aufgestellt sind, sondern wegen Finanz-Ingenieuren (CFO's).
Wenn sich die spanischen Notenbank dank des EZB-Wertpapierkaufprogramms Geld macht, um spanische Staatsanleihen Offshore-Kapitalsammelstellen abzukaufen, dann muss der Verkäufer mit dem Geld, das er bekommt, irgendwo hin. Er kauft dann in der Regel deutsche Aktien. Ferner sorgen die vielen Aktienrückkaufprogramme dafür, dass die Kurse immer weiter steigen.
An dieser Stelle schließt sich für den EUR/CHF-Kurs der Teufelskreis. Schweizer Investoren sehen Deutschland kritischer als jene aus den USA und anderen Übersee-Domizilen. Letztere kaufen sich auch in den Dax ein, um ihren Portfolios ein wenig Beta beizumischen, weil der Dax in Börsenhaussen üblicherweise schneller steigt als Dow Jones und Co.
Damit der Euro gegen den Franken stärker wird, müssen aber die Schweizer ihre Zurückhaltung aufgeben. Darauf weist die Schweizerische Nationalbank (SNB) regelmäßig hin. Sie bügelt das Nicht-Interesse ihrer heimischen Investoren aus, in dem sie sich Franken macht und selbst auf Einkaufstour geht. Würde die SNB nicht Kapital ausschaffen, wäre der Euro wahrscheinlich schon weniger als 1 Franken wert.
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Finanzblase: In Merkels großem Kanton stimmt etwas nicht
14.02.17
08:00