"Für uns sind die Negativzinsen im Moment unverzichtbar, um zumindest teilweise die historische Zinsdifferenz zum Euro und anderen Währungen zu erhalten. Ohne diese Zinsdifferenz würde der Franken unter noch stärkeren Aufwertungsdruck kommen", sagt SNB-Präsident Thomas Jordan im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.
Der CHF 1-Monats-Libor liegt aktuell bei -0,79%, der CHF 3-Monats-Libor bei -0,72%. Die ultratiefen Zinsen in der Schweiz führen dazu, dass viele Franken-Kreditnehmer in Österreich keine Zinsen zahlen müssen. Jordan signalisiert nun, dass das in den kommenden Jahren so bleiben wird. Dadurch steigt der Anreiz Franken-Kredite trotz dem Wechselkursminus auszusitzen.
Möglicherweise findet der EUR/CHF-Kurs irgendwann doch noch in die Anstiegsspur. Das Wechselkursminus würde sich reduzieren und die Zinsersparnis summieren. Wer einen Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro in ein 10-jährigen Euro-Fixzinsdarlehen konvertiert, muss mit einem Jahreszins von 2% rechnen. 3.000 Euro Zinsen pro Jahr wären fällig. Bleibt er im Franken, zahlt er hingegen überhaupt keine Zinsen.
Je nach globaler wirtschaftlicher und politischer Konstellation ist die Nachfrage nach Sicherheit schlummernd – oder ausgeprägt. Wenn die Welt risikofreudig ist und überall investiert wird, ist der sichere Hafen nicht sehr gesucht. Aber je unsicherer die globale Lage wird, desto gefragter ist der Franken.
Thomas Jordan, SNB-Präsident
Auch bei einem Wechsel in einen variabel verzinslichen Euro-Kredit müsste er Zinsen an die Bank abtreten. Zwar liegt der 3-Monats-Euribor aktuell bei -0,35%. Die Banken schlagen aber eine saftige Marge drauf, so dass, je nach Bonität des Schuldner, mit 0,8% bis 1,5% Jahreszins zu rechnen ist. Ein solcher Wechsel ist allerdings gefährlich, als man das Franken-Währungsrisiko durch ein Euro-Zinsrisiko tauscht.
Anders als beim Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken dürfte die Schweiz bei den Zinsen nicht flunkern. Liest man zwischen den Zeilen von Jordans Einlassungen, dann wird die SNB den CHF 3-Monats-Libor wegen des deutlich geringeren Inflationsdrucks in der Schweiz auch bei einer Zinserhöhung der EZB, die frühestens 2019 kommt, nicht anheben.