Schweiz verliert Monopol den Franken zu steuern
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Schweiz verliert Monopol den Franken zu steuern

Da will jemand den Devisenmarkt auf etwas vorbereiten. Thomas Jordan, Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB), sieht sich zu einer Klarstellung gezwungen. Seine SNB sei kein Hedgefonds. Es gibt mehrere Motive, warum sich Jordan auf das Niveau von Börsenbloggern hinunterbegibt, die seine Notenbank als Hedgefonds etikettieren, um mehr Leser zu gewinnen. Der EUR/CHF-Kurs reagiert mit Verlusten.

"Ohne Negativzinsen von aktuell -0,75 Prozent könnte der Franken noch stärker aufwerten, erläutert der SNB-Chef im Gespräch im der "Süddeutschen Zeitung". "Für uns sind die Negativzinsen im Moment unverzichtbar, um zumindest teilweise die historische Zinsdifferenz zum Euro und anderen Währungen zu erhalten."

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Am Devisenmarkt fällt der Euro unter 1,07 Franken zurück. Es bahnt sich eine neue Rutschpartie mit Kursen nahe 1,06 an. Damit sich der Euro aus der Umklammerung des Abwärtstrends befreien kann, müsste er über 1,0760 Franken und danach auch noch über 1,0820 Franken steigen. Das Momentum dafür ist weder vorhanden, noch gibt es ein Silberstreif am Horizont, woher es kommen sollte.

Jordan lanciert das Interview ein Tag vor der Veröffentlichung der Devisenreserven. Neben dem Negativzins sind Euro-Stützungskäufe für die SNB unverzichtbar, um ein zu schnelles Absinken des EUR/CHF-Kurses zu verhindern. Möglicherweise will er vor einem starken Anstieg der Devisenreserven, der einem Scheitern der Strategie, mit versteckten Euro-Stützungskäufen den Franken schwach zu halten, gleichkäme, warnen.

"Das ist so"

"Die Vorstellung, dass wir unsere Bilanz einfach nach Lust und Laune ausdehnen und dann quasi die halbe Welt aufkaufen, ist falsch", sagt Jordan. Diese Aussage ist merkwürdig, fast schon unprofessionell für einen Notenbanker. Draghi gibt ja auch kein Zeitungsinterview und erklärt: "Die Vorstellung, dass wir Staatsanleihen kaufen, um den Euro-Südstaaten zu helfen, ist falsch."

Unlängst reagierte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg in einem NZZ-Zeitungsinterview etwas ungehalten auf eine Nachfrage über den fortwährenden Anstieg der Devisenreserven. Er sagte: "Wir intervenieren, wenn wir das für geldpolitisch sinnvoll erachten. Und sobald dies der Fall ist, wächst die Bilanzsumme. Das ist so." Den letzten Satz hätte er sich sparen können.

Die SNB ist augenscheinlich ziemlich nervös. Donald Trump könnte die Schweiz als Währungsmanipulator brandmarken. Hinzu kommt: Jordan lässt US-Aktien aufkaufen und sich deren Dividenden ausbezahlen. Das Geld fließt dann in die Kantone, die damit Straßen und Schulen bauen. Man stelle sich vor die US-Notenbank (Fed) würde Schweizer Pharmaaktien kaufen und deren Dividenden an den Kongress weiterleiten.

Fazit:
Jordan fürchtet sich offenbar davor, mit seinen versteckten Euro-Stützungskäufen nicht länger durchzukommen. Ferner hat die SNB ein schlechtes Gewissen, weil sie seit acht Jahren auf ausländischen Bond- und Aktienmärkten mit ihrem selbst gemachtem Notenbankgeld herumwildert.