Der "Zinsunterschied am kurzen Ende ist auf historische Tiefstände gesunken, und der Wechselkurs kann nur gehalten werden, wenn die SNB die Kapitalflüsse absorbiert", zitiert Bloomberg Karsten Junius, Chef-Volkswirt bei der Bank J. Safra Sarasin.
Es geht um die Renditen auf zweijährige Staatsanleihen aus Deutschland und der Schweiz. Zum ersten Mal seit drei Jahren sank die Rendite auf die deutschen Kurzläufer unter die der schweizerischen.
Das ist paradox, weil die Qualität der Schweizer Staatsanleihen etwas besser ist als der deutschen. Ferner ist die Inflation in Deutschland (2,2%) höher als in der Schweiz (0,6%). Auch das Wirtschaftswachstum ist etwas stärker.
Finanz-Casino
Ursache der Zins-Anomalie sind die Aktionen der Notenbanken. Die EZB kauft seit einigen Wochen verstärkt Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten und drückt damit die deutschen Renditen. Wenn die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Devisenmarkt interveniert, kauft sie ebenfalls mit ihren frisch erworbenen Euros deutsche Kurzläufer.
- SNB-Chef Jordan kauft deutsche Bundesanleihen, wodurch deren Renditen sinken. Dadurch erhält die Schweiz einen Zinsvorteil gegenüber Deutschland.
- Wegen des Zinsvorteils fließt aus dem Privatsektor noch mehr Geld in die Schweiz.
- Jordan muss das Geld ausschaffen, in dem er erneut Euros/deutsche Staatsanleihen kauft. Täte er das nicht, würde der EUR/CHF-Kurs sinken.
Aus deutscher Sicht ist das ein fantastische Konzept, da man stets einen Käufer für seine Staatsanleihen hat. Im Finanzministerium in Berlin favorisiert man solche staatlichen Schneeballsysteme, wie die Exportfinanzierung über die Target-2-Salden zeigt.
Fazit:
In Anbetracht der von Notenbankern und Finanzministern betriebenen Finanz-Casinos bestehen Zweifel an der Echtheit des aktuellen EUR/CHF-Kurses bei 1,08.