Hat die EZB mehr drauf als Konfetti-Geld?
Home » » Hat die EZB mehr drauf als Konfetti-Geld?

Hat die EZB mehr drauf als Konfetti-Geld?

Die EZB-Notenbanker wollen aus der Konfetti-Ecke heraus. Es geht darum Markterwartungen zur Geldpolitik neu auszurichten. Das ist ein ermutigendes Zeichen. Österreichs Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, bringt eine Erhöhung des Einlagenzinses vor der Beendigung der Ankaufsprogramms von Staatsanleihen ins Gespräch. Chefvolkswirt Peter Praet hält mit der Forward Guidance gegen.

Man müsse es nicht so machen wie die US-Notenbank (Fed), betont Nowotny im Gespräch mit dem Handelsblatt. Gemäß dem amerikanischen Modell müsste die EZB zunächst ihre Anleihekäufe beenden und wäre erst danach dazu in der Lage, die Leitzinsen zu erhöhen. Auch bei den Zinsen könnten die Europäer ausscheren. "Die EZB könnte auch den Einlagenzins früher erhöhen als den Leitzins", so Nowotny.

Die EZB möchte offenbar Paymaster Deutschland vor der Bundestagswahl ein Leckerli geben, um die eurofeindliche Partei AfD möglichst klein zu halten. Eine Erhöhung des Einlagenzinses (aktuell: -0,40%), mit dem die EZB seit Jahren die deutschen- und österreichischen Sparer drangsaliert, ist deshalb im September durchaus realistisch.

Scheindebatte

Ob die Tauben, die in der EZB die Schlüsselpositionen besetzen, mitspielen, ist die große Frage. Chefvolkswirt Peter Praet kontert Nowotnys Aussagen mit der Forward Guidance: "Wir gehen weiterhin davon aus, dass sie (die Leitzinsen) für längere Zeit und weit über den Zeithorizont unserer Wertpapierkäufe hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden", sagt der Belgier dem Finanzdienst Bloomberg.

Grundsätzlich ist das Getöse ein gutes Zeichen. Die EZB-Notenbanker führen Scheindiskussionen in der Öffentlichkeit, die sie mit großer Wahrscheinlichkeit im Hinterzimmer genau so vorher verabredet haben. Es geht ihnen darum die Markterwartungen neu auszurichten, nachdem man in den letzten drei Jahren immer nur die Geldpolitik gelockert und den Euro abgeschwächt hat.

Wann der Funke auf den Euro-Franken-Kurs überspringt, ist unklar. "Wir sehen den Wechselkurs EUR/CHF auf Sicht der kommenden Monate in einem Band zwischen 1,06 und 1,08", prognostiziert die VP Bank aus Liechtenstein. "Dabei sollten die Kursnotierungen überwiegend am unteren Ende unseres Prognosebandes, also im Bereich der 1,06, liegen. Noch tiefere EUR-Niveaus dürfte die SNB vorerst versuchen zu verhindern."