Der EUR/CHF-Kurs steigt zwischen Donnerstagabend und Montagmorgen von 1,0690 auf 1,0825 und fällt danach auf 1,0730 zurück. "Die SNB scheint gewillt, im Vorfeld der holländischen Wahlen, einen möglichst hohen Kurslevel anzupeilen", erläutert die Thurgauer Kantonalbank. Und weiter: "Wie nachhaltig diese Strategie ist, steht noch in den Sternen."
Demnach stecken die Schweizer Währungshüter hinter dem kurzen Anstieg des EUR/CHF-Kurses auf ein 3-Monatshoch. Sie machen sich die schwachen Handelsumsätze zunutze, um den EUR/CHF-Kurs zu heben. Viele Anleger warten ab, bis die Niederländer wählen und die US-Notenbank den Leitzins erhöht. In diese Lücke stößt die SNB. Um den EUR/CHF-Kurs anzuheben, muss sie nicht so viele Franken machen wie an Handelstagen mit normalen Umsätzen.
"Phasen erhöhter politischer Unsicherheit sind für uns immer heikel, da die Schweiz verstärkt als sicherer Hafen betrachtet wird", sagte SNB-Chef Thomas Jordan vor einer Woche der Zeitung Schweiz am Wochenende. "Einige Ungewissheiten dürften nach den Wahlen in Europa im Verlauf dieses Jahres wegfallen", so Jordan.
Das Basisszenario der SNB sieht somit vor, dass der Einfluss von politischen Ereignisse geringer wird. Umso unverständlicher ist es, dass die SNB nun im Vorfeld eines Wahlentscheids eingreift. Bei einem Schweizer Maschinenbauunternehmen, das in die Eurozone exportiert, werden sich aufgrund der jüngsten Zick-Zack-Bewegung des EUR/CHF-Kurses die Geschäftsaussichten weder aufhellen noch eintrüben.
Es wäre für alle Beteiligten das Beste, würde die Schweizerische Nationalbank den EUR/CHF-Kurs in Ruhe lassen. Sie kann ohnehin kaum etwas ausrichten, weil alles von der Eurozone abhängt:
- Sollte es Anzeichen für ein Ende der ultralockeren EZB-Geldpolitik geben, wird der EUR/CHF-Kurs einer der ersten sein, der das bemerkt und steigen.
- Läuft es auf ein Szenario hinaus, in dem die Geldschleusen in der Eurozone bis in die nächste Rezession hinein sperrangelweit offenblieben, ginge an einem Austauschverhältnis 1 Euro = 1 Franken kein Weg vorbei.
Vor genau acht Jahren begann die SNB am Devisenmarkt zu intervenieren. Damals versuchte sie den EUR/CHF-Kurs über 1,50 zu halten. Die Währungshüter mussten seitdem die Latte immer tiefer hängen. Heute geht es darum den Euro mindestens bei 1,06 Franken zu befestigen, bis die EZB die Geldpolitik strafft.