Wo die dicksten Risiko-Wolken hängen
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Wo die dicksten Risiko-Wolken hängen

Die Präsidentschaftswahl in Frankreich wird immer wieder genannt, wenn es um den Wechselkurs des Euros zum Schweizer Franken geht. Die Kausalität Marine Le Pen = Flucht in den Schweizer Franken ist ein gefundenes Fressen für die Devisenpresse. Das Thema wird zu sehr hochgejubelt. Frankreichs Stimmvolk dürfte nichts anbrennen lassen, weshalb der Anti-Le-Pen-Effekt beim EUR/CHF-Kurs gering sein wird.

Weil absehbar ist, dass die Euro-Gegnerin Marine Le Pen zu 99% nicht französische Präsidentin wird (ihre Chancen sind noch geringer als die von Wilders in den Niederlanden), dürfte ein kräftiger Anstieg des EUR/CHF-Kurses als Reaktion auf die Frankreich-Wahl ausbleiben. Das Wahlergebnis ist in der Devisennotierung bereits eingepreist.

Die neue deutsche Freundlichkeit ist schon eher dazu imstande, den EUR/CHF-Kurs in die Anstiegsspur zu setzen. Vizekanzler Gabriel fordert in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass Deutschland mehr in die EU-Vereinskasse einzahlen sollte. Man sei generell immer bereit, Geld für Europa zu geben, wenn es um die Zukunftsfähigkeit gehe, sagt Finanzminister Schäuble dem Deutschlandfunk.

Sollte es zu einer Kursexplosion des EUR/CHF kommen, dann also eher in der zweiten Jahreshälfte. Sodann wird ein europafreundliches Wahlergebnis aus Deutschland vorliegen und die EZB noch etwas mehr vom geldpolitischen Gaspedal gegangen sein. Hinzu kommt: Die südeuropäischen Querulanten Grillo und Iglesias verlieren an Zustimmung, je länger der wirtschaftliche Aufschwung andauert.

Globale Risiken

Und so müssen sich die Europäer künftig stärker vor äußeren Risiken fürchten. China bleibt ein Dauerthema, weil im Reich der Mitte weiterhin kein Abbau der Überkapazitäten im Industriesektor stattfindet. Stattdessen leiht sich der Staat immer wieder neues Geld, um es dann in die Wirtschaft zu pumpen. Im Nahen Osten wird man sehen, ob Saudi-Arabien und Co. mit einem fortwährenden Ölpreis von 50-60 US-Dollar je Barrel zurechtkommen.

Die Region bleibt ein ganz heißer Kandidat für eine Währungskrise nach dem Vorbild der Asienkrise 1997. Saudi-Arabien, Bahrein, Oman u. a. haben ihre Landeswährungen fest an den US-Dollar gebunden. Mit einem Ölpreis von 100 Dollar sprudeln die Einnahmen und solche Fixkursysteme sind tragfähig. Wenn sich das schwarze Gold aber nur für halb so viel verkaufen lässt, muss es hier früher oder später eine Anpassung geben.

In den USA dürfte die Party weitergehen. Es lauern aber Gefahren an den Finanzmärkten. Aktien sind seit acht Jahren nur am steigen. Würden Dow Jones und S&P 500 in einem Bärenmarkt tauchen, also 20% unter die Allzeithochs fallen, kämen die Europäer nicht ungeschoren davon. Trübt sich die Anlegerstimmung ein, wird die Realwirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks in Mitleidenschaft gezogen.