Der EUR/CHF-Kurs bleibt seinem Schema der letzten Wochen und Monate treu: Ausgezeichnete Konjunkturdaten aus der Eurozone führen nicht etwa zu einem Anstieg der Devisennotierung. Vielmehr kommt es zu einem Rückfall, weil mit dem bedingungslosen Festhalten an der ultralockeren Geldpolitik jedwedes Aufwärtspotenzial zunichte gemacht wird.
Mit dem stärksten Wirtschaftswachstum seit sechs Jahren trumpft die Eurozone im April auf, zeigen brandneue Einkaufsmanagerdaten. "Und der Stellenaufbau fiel dank der hohen Kapazitätsauslastung, der enormen Nachfrage und den verbreitet positiven Geschäftsaussichten so kräftig aus wie seit nahezu zehn Jahren nicht mehr", meldet IHS Markit ferner.
Der Mix aus besseren Arbeitsmarktdaten und ausgezeichneten Geschäftsverläufen im Dienstleistungssektor und dem Verarbeitenden Gewerbe nimmt der EUR/CHF-Kurs achselzuckend zur Kenntnis. Er reagiert paradoxerweise mit Kursverlusten, und so fällt der Euro von 1,0720 Franken auf 1,0675 Franken. Auch ein rekordhoher Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone kann ihn davon nicht abhalten.
Warten bis Herbst
Die French-Connection lässt keine Zweifel aufkommen, dass sie jedwede Versuche aus Deutschland und den Niederlanden, eine weniger lockere Geldpolitik herbeizuführen, im Keim ersticken wird. EZB-Direktor Benoît Coeuré, Frankreichs Notenbankchef Villeroy de Galhau und der belgische Chefvolkswirt Peter Praet warnen laut einem Bericht im Wall Street Journal davor, die Aktivitäten der EZB verfrüht herunterzufahren.
Dass bestärkt jene, die sagen, dass die EZB so lange weiter machen werde, bis der Europäische Währungsfonds steht. Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble ist der Meinung, dass der Aufbau eines solchen Fonds kurzfristig möglich sei. Den Europäischen Währungsfonds kann die deutsche Politik ihrem Stimmvolk allerdings erst nach der Bundestagswahl beichten.
Damit verschiebt sich das Basisszenario vieler Währungsexperten. Sie gingen bisher davon aus, dass die EZB im Sommer beginnt, den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik verbal einzuleiten und haben damit oft einen Anstieg des Euros auf 1,10 Franken verknüpft. Diesen Ausblick und den vermeintlichen Anstieg des EUR/CHF-Kurses muss man nun um etwa drei bis sechs Monate hinten anstellen.
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Kommt 1 Euro = 1,10 Franken drei Monate verspätet?
22.04.17
08:00