Vor der Parlamentswahl in den Niederlanden soll die SNB ähnlich vorgegangen sein. Damals stieg der Euro kurz auf 1,0825 Franken, fiel dann aber recht schnell wieder unter 1,07. Am Devisenoptionsmarkt spitzt sich die Lage weiter zu. Put-Optionen, mit denen man sich gegen einen Rückfall des EUR/CHF-Kurses versichern kann, sind noch einmal teurer geworden.
Man kann es auch anders ausdrücken: Hedgefonds und Spekulanten wetten mit noch höheren Einsätzen auf einen sinkenden EUR/CHF-Kurses als beim Brexit. Werden dieses Verkaufspositionen aufgelöst, kommt es zu hohen Kursschwankungen. Auch das konnte man beim Brexit beobachten, als der Euro binnen weniger Stunden von 1,10 auf auf 1,06 Franken fiel, eine Bewegung, für die er sonst Monate braucht.
Am kommenden Sonntag um 23:00 Uhr MESZ wird man mehr wissen. Dann liegt das Ergebnis des ersten Wahlganges aus Frankreich vor, der Devisenhandel in Asien und Ozeanien beginnt. Gewinnt Marine Le Pen, was gemäß den Demoskopen am wahrscheinlichsten ist, darf man mit kräftigen Ausschlägen des EUR/CHF-Kurses rechnen. Die SNB dürfte dann versuchen (wie schon beim Brexit), den Euro über 1,06 Franken zu halten.
Das Szenario:
- Zunächst einmal reagiert der Euro geschockt darauf, dass das französischen Stimmvolk der Euro-Gegnerin Le Pen die meisten Stimmen gibt.
- Die SNB muss den EUR/CHF-Kurs bei 1,06-1,0650 auffangen.
- Nach dem ersten Schock entspannt sich die Lage. Es kristallisiert sich heraus, dass Le Pen im zweiten Wahlgang keine Chance hat.
- Spekulanten verringern ihre Wetten auf einen Rückfall des EUR/CHF-Kurses. Im Lichte dieser Positionsbereinigungen steigt der Euro deutlich über 1,07 Franken.