Der EZB-Vizepräsident und frühere Generalsekretär der sozialistischen Partei Portugals, Vitor Constancio, will an der lockeren Geldpolitik länger festhalten als sein Direktoriumskollege Benoit Coeure.
Constancio sagte vor einer Woche zu Reuters: "Es ist weniger riskant, länger eine lockere Linie zu fahren, als den geldpolitischen Impuls vorzeitig zu entziehen."
Coeure erklärt nun gegenüber selbiger Nachrichtenagentur: Die EZB solle nicht zu lange abwarten. Zu viel Klein-Klein beim Rückbau der ultralockeren Geldpolitik berge die Gefahr, dass es zu einem größeren finanziellen Rückschlag komme.
Der Portugiese will also mit der ultralockeren Geldpolitik so weiter machen wie bisher und Konjunkturaufschwung und Inflationsanstieg kleinreden. Der Franzose will den Marktteilnehmer zeigen, dass die EZB auch etwas anderes als ultralockere Geldpolitik kann.
Coeure kann sich in der Theorie ferner vorstellen, dass die EZB die Zinsen erhöht, bevor sie die Anleihekäufe einstellt. Für Constancio und die südeuropäischen Tauben im EZB-Rat gilt das als ein absolutes No-Go.
Warum ist diese Neuigkeit so gut für den EUR/CHF-Kurs?
Coeure ist der engste Vertraute von Mario Draghi. Was der Franzose sagt, hat somit mehr Gewicht als die Aussagen des EZB-Vizepräsidenten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB auf ihrer Sitzung am 8. Juni ihre Kommunikation weniger taubenhaft gestaltet, steigt.
Für den EUR/CHF-Kurs wäre das ein triftiger Grund auch zu steigen. Bleibt abzuwarten, wo sich der Wechselkurs bis zur EZB-Sitzung einpendelt. Aktuell ist 1 Euro knapp 1,09 Franken wert:
- Sollte er sich bis zur EZB-Sitzung in drei Wochen dort halten, wäre ein Anstieg deutlich über 1,10 möglich.
- Käme es hingegen zu einem Rücksetzer auf 1,07-1,08, wäre wohl nicht mehr als 1,09-1,10 drin.