Schweizer Notenbank feuert den Euro an
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Schweizer Notenbank feuert den Euro an

Der Euro prallt zum dritten Mal an 1,0970 Franken zurück. Er dürfte gleichwohl neue Versuche unternehmen, diesen hartnäckigen Widerstand zu durchbrechen, was den Weg für Kurse über 1,10 ebnen würde. Der oberste Währungshüter der Schweiz hält es für sehr gut möglich, dass sich der Franken weiter abschwächt.


Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann sich einen auf den EUR/CHF-Kurs abzielenden Kommentar nicht verkneifen. "Der Negativzins und die Bereitschaft am Devisenmarkt zu intervenieren, bleiben weiterhin absolut essenziell, weil der Franken weiterhin deutlich überbewertet ist". Als SNB-Präsident Thomas Jordan diese Zeilen am Donnerstagnachmittag von seinem Redetext abliest, notiert der Euro bei 1,0950 Franken.

Gemäß Jordans Aussagen ist der Franken also trotz seiner jüngsten Abschwächung gegen den Euro (am 21. April 20107 war 1 Euro lediglich 1,0670 Franken wert) immer noch "deutlich überbewertet". Bei der Deutschen Bank und der Österreichischen Nationalbank (OeNB) sieht man das anders. Irgendeiner dieser hochbezahlten Devisenfachleute muss demzufolge falsch liegen.

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"Wenn sich die Situation in Europa bessert, die Inflation in Richtung zwei Prozent geht, das Wachstum stärker wird, gehen wir davon aus, dass sich die europäische Geldpolitik normalisieren wird. Der Druck auf den Franken würde sich reduzieren", sagte Jordan ferner laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters.

Dem einem oder anderen Franken-Kreditnehmer in Österreich dürften in den Wechselkurs-Aussagen des obersten Währungshüters der Schweiz zu viel Konjunktiv sein. Für bare Münzen kann man den Anstieg des EUR/CHF-Kurses auf knapp 1,10 noch nicht nehmen. Als es am Donnerstagnachmittag einen Mini-Ausverkauf an den Aktienmärkten gab, fiel der Euro kurz mit 1,0929 Franken auf den tiefsten Stand seit zwei Tagen.

Der Franken ist also nach wie vor bereit, seine klassische Rolle als sicherer Hafen wahrzunehmen. Solange an der Wall Street und in Europa die Risikoampeln jedoch dunkelgrün sind, braucht es den Franken als Fluchtwährung nicht. Und kleinere Aktienmarktkorrekturen, die nur dazu führen, dass das breite Anlegervervolk meint, zu vermeidbar niedrigen Kursen zuschlagen zu müssen, sollte dem EUR/CHF-Kurs nicht viel anhaben.