Langsam heißt es Aufwachen aus dem Dornröschenschlaf. Am Bondmarkt, der Achillesferse der Eurozone, knirscht es. Donald Trump schießt den USA ein Eigentor nach dem anderen, was zu einer Delle an den Aktienmärkten führt. Die Nachrichtenagentur Reuters titelt: "Die Trump-Unsicherheit schiebt den Yen, Schweizer Franken auf Multi-Wochen-Hochs (gegen den US-Dollar)."
Die Renditen von deutschen Bundesanleihen stiegen von -0,15% im September 2016 auf aktuell 0,42%. Italien muss 1% mehr Zinsen zahlen, will es sich Kredite mit einer Laufzeit von zehn Jahren besorgen. Aus der Sicht der EZB handelt es sich um eine willkommene Entwicklung. Der Renditeansteig zeige, dass die Märkte die Deflationsrisiken ausgepreist hätten, sagt Notenbankdirektor Benoit Coeure.
Viele Marktteilnehmer erwarten aber ein Eingreifen der EZB, sollte die Zinsen von Schuldenkönig Italien über 3% steigen und das Wachstumstempo in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone wieder unter 1% sinken. Angesichts ungelöster Bankenproblemen, dem großen Mangel an marktwirtschaftlicher Reformbereitschaft und anstehenden Wahlen bleibt Italien ein Wackelkandidat.
Trump-Gefahr
Was Italien für die Eurozone ist, ist Donald Trump für die USA. Mit seinem Rückzug aus dem Transpazifischen Freihandelsabkommen (TPP) schoss er der US-Wirtschaft ein Eigentor. China hat gerade mit seinem gewaltigen Infrastrukturprojekt "Neue Seidenstraße" auf 2:0 erhöht. Japans Ministerpräsident Abe hofft, dass Trump zurückrudert. Denn mit TTP sollte Chinas Expansion eingedämmt werden.
Dass Trump durch die jüngste FBI-Affäre nicht mehr so fest im Sattel sitzt, gefährdet zudem seine ambitionierte Wirtschaftsreformagenda, von der nicht zuletzt auch die exportlastige Wirtschaft der Eurozone profitiert hat. Seit der US-Präsidentschaftswahl stieg der Euro Stoxx 50, der wichtigste Aktienindex für die Eurozone, um knapp 20%.
Der Dollar-Franken-Kurs sinkt immer tiefer unter die Parität. Der Rückfall wird durch einen Anstieg des Euro-Dollar-Kurses kompensiert, so dass der Euro-Franken-Kurs weiterhin recht stabil über 1,09 notiert. Allerdings legt die aktuelle Price Action des EUR/CHF-Kurses nahe, dass eine Abnahme auf 1,08 wahrscheinlicher ist als ein Anstieg auf 1,10.
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Steigende Unsicherheit bedroht EUR/CHF-Kursgewinne
18.05.17
08:00