Aus der Sicht von Fondsmanagern ist der Aufschwung in der Eurozone eine sichere Sache. Die Risikoampeln sind auf dunkelgrün. Es werden fleißig Aktien gekauft. Was soll man auch sonst machen? Weder in Europa noch in den USA ist ein Anstieg der Inflation über 2% in Sicht. Das erlaubt es den Notenbanken ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Unterdrücken von Volatilität, nachzugehen.
Für Draghi, Yellen und Co. sind stetig steigende Aktienkurse eine feine Sache. Finanzschocks mit negativen Rückkopplungen auf die Realwirtschaft lassen sich vermeiden, solange Fondsmanager, Sparkassen, der Pensionsfonds des Freistaat Bayern usw. brav Aktien kaufen, um am Ende des Jahres nicht als Loser dazustehen.
Ferner ist der wirtschaftliche Ausblick für den Westen wegen des niedrigen Ölpreises gut. Das Fass kostet zum Unmut Russlands und Saudi-Arabiens lediglich 50 US-Dollar. Das ist wenig, bedenkt man, dass die EU-Wirtschaft so kräftig wächst wie seit sechs Jahren nicht mehr und sich das US-Wachstum trotz verhaltenem Jahresauftakt beschleunigt.
Rechnung ohne Wirt gemacht
Es wäre also an der Zeit die Fluchtwährung Schweizer Franken links liegen zu lassen, so wie es Anleger seit über zwei Wochen mit dem gelben Edelmetall tun. Möglicherweise wartet der EUR/CHF-Kurs nur auf Gewissheit aus Frankreich. Steht einmal fest, dass Marine Le Pen nicht die Präsidentin der Grande Nation wird, könnte der Euro einen Sprung auf 1,10 Franken machen.
Die Theorie mit den Risikoampel und dem sicheren Hafen sei veraltet, sagen Skeptiker. Demnach ist es ein Hirngespinst zu glauben, dass internationale Anleger über das Schicksal des Frankens entscheiden. Der Franken war, ist und bleibt stark, weil es die Schweizer so wollen. Sie halten sich ganz bewusst mit dem Kauf von Euro-Vermögenswerten zurück und stärken damit die heimische Währung.
Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist der Euro Teufelszeug, spätestens seitdem bekannt wurde, wie Griechenland und Co. mit ihm sein Unwesen getrieben haben. Es ist gut nachvollziehbar, dass man sich von der Gemeinschaftswährung, die ihren D-Mark-Charakter verloren hat, abgrenzen will und den Franken stark hält. Das ist auch eine Art "Nein Danke" zur EU zu sagen.