Der Euro setzt gegen den Schweizer Franken die Rekordjagd fort, und so steigt der EUR/CHF-Wechselkurs auf 1,1395. Damit weiten sich seine Gewinne auf 3,5% aus. Noch vor vier Tagen kostete 1 Euro 1,1010 Franken. Ist der Anstieg der wirkliche Wille des Devisenmarktes? Für einen Einwand der Commerzbank, wonach die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Wechselkurs gepusht haben könnte, gibt es keine Beweise.
Gestützt wird der Euro von Spekulanten am Devisenoptionsmarkt. Dort favorisiert man einen stärkeren Euro. Wer sich gegen einen steigenden EUR/CHF-Kurs absichert (z. B. deutsche Maschinenbauer, die in die Schweiz exportieren), muss immer tiefer in die Tasche greifen. Eine wichtige Kennzahl, das so genannte 25-Delta Risk Reversal für einmonatige EUR/CHF-Optionen, schießt von 0,20% auf 0,75% hoch.
Die Zeiten als das Risk Reversal negativ war und Exporteure aus der Eurozone günstig davon kamen sich gegen einen Anstieg des EUR/CHF-Kurses abzusichern, sind vorbei. Zum Vergleich: Als der Euro am 20. Februar 2017 auf 1,0630 Franken absackte, sank das Risk Reversal für EUR/CHF-Optionen auf -1,2%. Am 21. April 2017, unmittelbar vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich, war die Stimmung mit einem Wert -3,8% extrem Euro-negativ.
Die Commerzbank hält es für möglich, dass die SNB mit Euro-Anschubkäufen die jüngste Aufwärtsbewegung des EUR/CHF-Kurse mit herbeigeführt hat. Dafür gibt es aber keine Anhaltspunkte. Zudem würde sich die SNB als wahrhaftiger Devisenspekulant entpuppen, was sie in Erklärungsnot brächte. Es wäre, wie wenn ein Dax-Unternehmen mit Umsatzerlösen in US-Dollar willkürlich und nach Tageslaune auf einen schwächeren Euro wetten würde.
"Der bärische Franken-Trade ist eine Alternative bessere Perspektiven für die Euro-Währungsunion und politische Stabilität zu traden", erläutert Morgan Stanley (ℹ Reuters). In der Tat ist es so, dass die Aktienmärkte der Eurozone seit zweieinhalb Monaten am sinken sind, während an der Wall Street dieser Tage neu Allzeithochs erreicht wurden.
Einige Vermögensverwalter, die sich verzockt haben, weil sie zu Jahresbeginn sagten, Europa würde die USA 2017 outperformen, bedienen sich dann oft einer Ausrede. Sie sagen: Rechnet man in US-Dollar um, hätten die Aktienmärkte der Eurozone tatsächlich stärker zugelegt. Das erinnert daran, wenn sich Fondsmanager am Ende des Jahres auf die Schulter klopfen, weil der Dax ein Minus von 10% gemacht hat, sie aber nur auf ein Minus von 5% kommen.
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Klettert der Euro aus freien Stücken auf 1,14 Franken?
28.07.17
15:30