"Wir erwarten, dass es in der Eurozone zu einer geldpolitischen Wende kommt. Im Herbst dürfte die Europäische Zentralbank ankündigen, dass sie ihre Anleihekäufe herunterfährt. Das dürfte zu einer weiteren Aufwertung des Euros führen", zitiert die Frankfurter Allgemeine Alessandro Bee. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde gemäß dem UBS-Ökonomen auf dem geldpolitischen Gaspedal stehen bleiben. Sie tue das ganz bewusst, um ihre Währung abzuschwächen.
Devisenstrategen schauen immer ganz genau hin, wenn sich Erwartungen über die künftige Ausrichtung der Geldpolitik zweier Notenbanken verändern. Jene Notenbank, die eine härtere Gangart ankündigt, wird mit einer stärkeren Währung belohnt oder bestraft - ganz wie man es sehen möchte. Zinsfutures auf Eonia-Geldmarktsätze für den Euroraum zeigen, dass die EZB ab Mitte 2018 zweimal den Einlagenzins (aktuell: -0,40%) erhöhen wird. Die SNB ist demgegenüber die Notenbank, die auf dem Gaspedal stehen bleibt. Sie bekommt eine schwächere Währung.
Euroland werde sich einen stärkeren Euro nicht leisten können, sagt Janwillem Acket, Chef-Volkswirt bei Julius Bär. Er verweist auf das Konjunkturschlusslicht Italien, wo im nächsten Jahr gewählt wird. Ferner brauche es noch etwa zwei Jahre, bis sich der Arbeitsmarkt in Ländern wie Spanien, Griechenland und Portugal stabilisiere. Ein zu starker Euro bremse den Konjunkturaufschwung. Sollte die Gemeinschaftswährung zu schnell aufwerten, dürfte ihr Draghi deshalb auf die Finger klopfen, sagt Acket.
Fazit:
- Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte den Euro weiter ziehen lassen, bevor sie ihn abschwächt. Damit sich die EUR/CHF-Prognose der UBS bei 1,16 bewahrheitet, muss in der Eurozone alles glatt gehen. In Italien, wo spätestens 2018 gewählt wird, ist die Unzufriedenheit aber nach wie vor groß.
- Gierige Vermögensverwalter loben die Eurozone in den Himmel. Sie schwören EZB-Chef Draghi die Nibelungentreue, weil sie die während der Zeit des ultrabilligen Geldes eingefahren Kursgewinne auf Aktien und Anleihen nicht wieder hergeben möchten. Damit halten sie den Euro über die Sentiment-Schiene höher als er es verdient.