Devisenhändler weigern sich den Anstieg des Euro-Dollar-Kurses zu kopieren und beim Euro-Franken-Kurs einzufügen. Während der Euro mit knapp 1,17 Dollar so viel kostet wie das letzte Mal vor zwei Jahren, hangelt sich der Euro von 1,11 auf 1,10 Franken hinunter. Die Eurozone ist längst nicht aus dem Schneider. Mit Schummel-Zinsen ist sie schon einmal aufgeflogen. Das einstufige Bankensystem, ein Selbstbedienungsladen für Großkonzerne, ist nicht minder problematisch.
Mario Draghi und sein Vize Vitor Constancio sind dabei ihre Meisterprüfung abzulegen: Der Zins auf 10-jährige Staatsanleihen aus Portugal macht Anstalten unter den Zins von 10-jährigen US-Staatsanleihen zu fallen. Angesicht der sehr schwachen Qualität der portugiesischen Papiere lässt sich das nicht mehr als vorübergehende Marktverzerrung abtun. Es handelt sich um eine handfeste Marktstörung. Etwas Vergleichbares gab es zuletzt vor zehn Jahren, als die Zinsen in Griechenland beinahe so tief standen wie in Deutschland.
Risiken
Als ab 2008 die verfälschten Euro-Zinsen aufflogen, begann der Schweizer Franken gegen den Euro massiv aufwerten. Diesmal soll alles anders sein, sagen die meisten Banken. Der Euro werde steigen, alsbald die EZB aufhöre, die Zinsen über den Ankauf von Staatsanleihen zu drücken, meint die große Mehrheit der Wechselkursprognostiker. Dahinter steckt die Annahme: Den Euro-Notenbankern wird eine reibungslose Rückkehr zu einem marktkonformen Finanzsystem gelingen.
Der Versuch seitens der globalen Zentralbanken die Geldpolitik zu straffen, könnte gefährlich für die Konjunkturerholung werden, zitiert der Finanzsender CNBC aus dem monatlichen Investment Outlook des früheren Pimco-Chef Bill Gross. Höhere Zinsen würden vor allem Unternehmen und private Haushalte treffen, als diese hochverschuldet seien. Ferner sagt der jetzt für den Vermögensverwalter Janus Henderson arbeitetende Bondguru, dass Zentralbanken den Kapitalismus, wie wir ihn kannten, verzerrt hätten.
Die deutschen Autobauer dürften sich pudelwohl in Draghis Mix aus Planwirtschaft und Marktwirtschaft fühlen. Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler sollen sich seit den 1990er Jahren abgesprochen haben. "Gezielt wurde dabei der Wettbewerb außer Kraft gesetzt", berichtet das Magazin Spiegel. Wenn Draghi die Unternehmensanleihen der deutschen Automobilriesen mit frisch gedruckten Notenbankgeld ankauft, also ein einstufiges Bankensystem à la DDR-Honecker einführt, nehmen die Konzernbosse die durch die Zinsersparnis anfallenden Profite ohne mit der Wimper zu zucken mit.
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Marktwirtschaft großer Verlierer: Wie reagiert der EUR/CHF?
22.07.17
08:00