Adolf Hitler habe "wunderbare" geldpolitische und haushaltspolitische Maßnahmen zum Ankurbeln der Wirtschaft ergriffen, sagt Yutaka Harada, Führungsmitglied von Japans Notenbank. Die Europäer sehen das nicht so. Sie rühren die Werbetrommel für einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. Der Euro steht kurz davor über 1,10 Franken zu steigen.
Ob Harada seinen Nazi-Vergleich zur aktuellen Geldpolitik zu Ende gedacht hat, ist fraglich. Bekanntermaßen konnte Hitler seine Ausgabenpolitik zur Ankurbelung der Wirtschaft nur aufrechterhalten, in dem er Länder annektierte und dort die Goldreserven der Zentralbanken einkassierte. In Wien und Prag ging alles los.
Diese Option haben Bank von Japan (BoJ) und Europäische Zentralbank (EZB) nicht. Die Euro-Notenbanker wollen nun zeigen, dass sie auch etwas anderes können, als Geld zu drucken. Es findet eine Öffentlichkeitskampagne statt. Den Startschuss gibt Mario Draghi, in dem er sagt, man könne durch eine vorübergehend tiefe Inflation "hindurchsehen".
Eine fast schon sensationelle Bemerkung des Italieners ist das. Draghi deutet an, die Geldpolitik zu straffen, auch wenn ihm ein Inflationsanstieg auf knapp 2% versagt bleibt. Der Euro klettert daraufhin mit 1,0953 Franken auf den höchsten Stand seit anderthalb Monaten. Der EUR/USD-Kurs erreicht 1,1445, ein 13-Monatshoch.
Die deutschen EZB-Vertreter Lautenschläger und Weidmann nehmen Draghi beim Wort und fordern umgehend eine Eindämmung der ultralockeren Geldpolitik. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang: Der Wirtschaft in der Eurozone muss eine Top-Verfassung attestiert werden. Und so versprühen die beiden Deutschen jede Menge Konjunkturoptimismus.
Chefvolkswirt Peter Praet, OeNB-Chef Ewald Nowotny und noch einmal Jens Weidmann, dem Ambitionen auf Draghis Nachfolge nachgesagt werden, gehen als nächstes an die Öffentlichkeit. Dass die deutsche Wirtschaft mit einer aktuellen Wachstumsrate von 2% deutlich über ihrem Potenzial wächst und es Down the Road Risiken gibt, darauf mag Weidmann derzeit freilich nicht gerne hinweisen.
Für den EUR/CHF-Kurs sind besonders die Kommentare von Praet wichtig, als ihm nach Draghi die zweitgrößte Machtfülle in der EZB zukommt. Sollte der Belgier am Dienstag Konjunkturzuversicht und ein Ende der Geldschwemme in Aussicht stellen, könnte der Euro zum ersten Mal seit über einem Jahr über 1,10 Franken steigen.
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Steigt der Euro zum ersten Mal 2017 über 1,10 Franken?
03.07.17
08:00