Trump macht dem EUR/CHF-Kurs Beine
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Trump macht dem EUR/CHF-Kurs Beine

1 Euro kostet 1,0999 Franken. Der Anstieg auf den höchsten Stand seit zehn Monaten kommt nach ausgezeichneten Konjunkturdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft. Ein brummender US-Arbeitsmarkt und Steuersenkungen auf Pump dürften die Zinsen weiter steigen lassen. Europa kann sich höheren Zinsen nicht verschließen. Ein Kapitalflucht-Gedankenspiel von Österreichs Notenbankchef Nowotny wäre sonst die Folge.

Mario Draghi habe den jüngsten Zinsanstieg bei europäischen Staatsanleihen verursacht, ist die gängige Meinung. Mit seinen hawkischen Kommentaren zur Eindämmung der ultralockeren Geldpolitik vor knapp zwei Wochen brachte er den Stein ins Rollen. Die Zinsen auf Staatsanleihen aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien etc. haben sich seitdem deutlich erhöht.

Der Euro kletterte zwischen dem 23. Juni und 7. Juli 2017 von 1,0832 auf 1,0999 Franken (+1,54%). Man wird allerdings den Eindruck nicht los, dass die Europäische Zentralbank (EZB) gar keine andere Wahl hatte. Neben der US-Notenbank (Fed) machen sich inzwischen Bank von England und Bank von Kanada an die Arbeit, die ultralockere Geldpolitik einzudämmen.

Obwohl die meisten EZB-Mitglieder Wertpapierkäufe sowie Null- und Negativzinspolitik wahrscheinlich weit ins Jahr 2018 hineintragen wollen, müssen sie nun von ihrem Kurs abweichen. Ansonsten droht der Eurozone eine Kapitalflucht (s.u.). Und die stünde der zweitwichtigsten Währung der Welt, die bereits wegen Draghis Weichwährungskurs auf dem absteigenden Ast ist, überhaupt nicht gut zu Gesicht.

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In den USA läuft die Konjunktur ausgezeichnet, wie Stellenzuwächse allein im Juni von 222.000 unterstreichen. Die Fed dürfte daher die Gelegenheit nutzen, ihren Leitzins weiter zu erhöhen. Sie tut das allein schon deswegen, um für die nächste Rezession genügend Munition in Form von Leitzinssenkungen zu haben. Hinzu kommen von Trump geplante Steuersenkungen auf Pump.

"Wenn die USA eine stark defizitfinanzierte Expansionspolitik machen, ist zu erwarten, dass damit das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird. Die Folge wäre höhere Inflation", sagte Nowotny unlängst der Zeitung Standard. Und weiter:

"Das würde dazu führen, dass die Verzinsung von langfristigen Wertpapieren steigt: Anleger hätten dann einen Anreiz, von Europa in die USA zu gehen. Das würde aber wiederum in Europa zu steigenden langfristigen Zinsen führen."

Ergebnis:
Der Impulsgeber für höhere Zinsen in Europa ist demnach nicht die EZB, sondern es sind in Wahrheit US-Präsident Trump und Fed-Chefin Yellen. Aus devisentaktischer Sicht müsste der EUR/CHF-Kurs bei anhaltendem US-Wachstum weiter steigen, als das die EZB dazu zwingt, Straffungen der US-Geldpolitik künftig mitzumachen.