Es gibt zwei Lager unter den EUR/CHF-Auguren:
- Die Optimisten, wie Morgan Stanley oder UBS, die einen Euro-Wechselkurs von 1,16-1,20 Franken veranschlage, glauben an wirtschaftliche Prosperität der Eurozone. Sie sagen: Nach der Bundestagswahl verzahnen Deutschland und Frankreich die Fiskalseite stärker, damit die Eurozone widerstandsfähiger gegen externe Schocks wird. Das schafft, Ruhe, Investitionssicherheit und Wachstum.
- Pessimisten glauben nicht daran, dass die Eurozone in der Lage ist, sich neu aufzustellen. Die geplanten Maßnahmen (Eurozonen-Arbeitslosenversicherung, Konjunktur-Schlechtwetter-Fonds) machen den Kuchen nicht größer. Frankreich, Italien und Spanien wollen ihre Stücke am Kuchen vergrößern, indem sie Deutschlands Stück verkleinern.
EZB-Chef Mario Draghi druckt mit seiner Notenpresse Geld, damit sich Nord- und Südeuropäer gemeinsam am Strand zum Faulenzen treffen können, ist ein gängiges Klischee. Die Europäer sind nicht der Lage sich nun aufzustellen. Es ist kein Zufall, dass sie keine großen Internet- und Techfirmen wie Alibaba, Apple, Facebook Google, Softbank haben. Die meisten Euroländer sind innerhalb der EU die fortschrittsfeindlichsten.
Es gibt bereits zahlreiche Umverteilungsmechanismen: Schwache Euroländer bekommen...
- Gelder aus dem EU-Haushalt. Sie sind Netto-Empfänger.
- einen automatischen Ausgleich ihrer Leistungsbilanzdefizite durch die EZB (eine große Solidaritätsleistung des Nordens, wie der frühere EZB-Chef Jean-Claude Trichet stets betonte).
- Hilfen aus Rettungsschirmen (ESM und EFSF).
- EZB-Support: Durch den Ankauf von Staatsanleihen sparen sie Zinsen.
- Hilfen aus der Bankenunion (Stichwort: Gemeinsame Einlagensicherung)
EUR/CHF-Ausblick
Es gibt einen Zusammenhang zwischen Umverteilung und EUR/CHF-Wechselkurs. Im Frühjahr 2010, am Beginn der Rettungspolitik, war 1 Euro 1,40 Schweizer Franken wert. Aktuell sind es 1,14 Franken. Je mehr umverteilt wird, umso stärker geht die Eigeninitiative in den schwachen Ländern zurück und umso deutlicher wird, dass weite Teile der Eurozone international nicht wettbewerbsfähig sind.
Gleichwohl liegen die Euro-Optimisten nicht vollkommen falsch, wie ein Blick auf die Zeitachse zeigt: Am Beginn einer Umverteilungsphase wird der Euro vorübergehend stärker. Nach Mario Draghis Whatever-it-Takes im Sommer 2012 kam es zu einer Anstiegsphase des Euros. Er löste sich vom damaligen Mindestkurs bei 1,20 Franken und kletterte bis Mai 2013 auf 1,27 Franken.
Ein Merkel/Macron-Umverteilungsschub hätte wohl ähnliches Gewicht wie Whatever-it-Takes. Ausgehend von dem jüngsten Hoch bei 1,15 Franken könnte der Euro bis Anfang 2019 auf etwa 1,25 Franken steigen. Danach werden sich die Schattenseiten der Rettungspolitik nicht länger verstecken lassen. In Anlehnung an den Wechselkurs-Rückgang von 1,68 auf 0,95 beginnen sieben magere Jahre.