Dem Euro geht kurz vor dem Überschreiten der Marke bei 1,15 Franken die Puste aus, und so fällt der EUR/CHF-Wechselkurs von 1,1477 auf 1,1390 zurück. "Mario, du musst sehen, die Deutschen müssen es auch verstehen können, was ihr macht", plaudert Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble aus dem Nähkästchen. Noch redet niemand über den Draghi-Crash. Es braut sich aber etwas zusammen.
"Wir haben natürlich bei den Zinsen gespart, weil die Zinsen durch die Geldpolitik der EZB so stark gesunken sind. Ich freue mich darüber nicht", sagt Schäuble auf einer Wahlkampfveranstaltung (ℹ Reuters). Er hoffe, dass die ultralockere Geldpolitik allmählich zu Ende gehe und drücke der EZB die Daumen, dass der Ausstieg gelingt, so Schäuble.
Während sich Vermögensverwalter und eurofreundliche Devisenexperten am Wirtschaftsaufschwung in Euroland und überzeichneten Einkaufsmanager- und Geschäftsklimadaten ergötzen, warnen andere vor dem Draghi-Crash. "Die Fraktion der Tauben in der EZB wird diese Niedrigzinspolitik so lange wie möglich durchhalten wollen", sagt der renommierten Risikomanagers Markus Krall.
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Die Eurozone ist ein Gemischtwarenladen aus Zombie-Unternehmen, Banken mit faulen Krediten, die niemand sehen will, sowie schwachen Euroländern mit zu hohen Schulden, analysiert der Risikomanager. Die EZB halte das ganze durch einen Manipulationszins und eine gigantische Umverteilungsmaschine zusammen. Die Währungshüter hätten allerdings die Nebenwirkungen der lockeren Geldpolitik weder verstanden noch bedacht.
Euro-Crash-Szenario
Künftige Lockerungen der Geldpolitik wird die EZB noch stärker über den Wechselkurs angehen. Ein erstes Anzeichen dafür gab Mario Draghi bereits auf der letzten EZB-Pressekonferenz. Zur Überraschung vieler Notenbankbeobachter kommentierte er die Aufwertung des Euros gegen den US-Dollar und anderen Währungen nicht kritisch. Möglicherweise will er sich Lockerungsmunition aufsparen.
In den letzten drei Jahren hat Draghi den Euro im Mittel um 20% gegen den US-Dollar abgewertet. Die nächste Whatever-it-Takes-Stufe dürfte vorsehen, dass die EZB schwache Banken durch frisch gedrucktes Geld rettet und damit ihre Bilanzsumme auf etwa 7 Billionen Euro anschwellen lässt.
Die Verstaatlichung der Banken könnte Draghi als Banking Sector Purchase Programme (BSPS) verschleiern, so wie die EZB aktuell mit dem Public Sector Purchase Programme (PSPP) die Finanzierung von Staatsschulden kaschiert. Möglich wäre auch das Ankaufprogramm von Unternehmensanleihen (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) auf den Aktienmarkt auszuweiten. Dafür müsste die EZB noch nicht einmal eine neue Abkürzung erfinden.
Über den Anstieg der EZB Bilanzsumme (aktuell 4,3 Billionen Euro) ließe sich der Euro spielerisch auf 0,90 Dollar herunterdrücken. Dies brächte der Eurozone ein Konjunktur-Strohfeuer. Sollte der Euro gegen den US-Dollar unter die Parität fallen, kann man sich ausmalen, was mit seinem Wechselkurs gegen den Schweizer Franken passiert.
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Sie müssen den Euro crashen um ihn zu retten
16.08.17
08:00