Vertrauen ins Gelddrucken schwindet
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Vertrauen ins Gelddrucken schwindet

Anleger freuen sich jedes Mal wie kleine Kinder über Weihnachtsgeschenke, wenn Notenbanken Geld drucken. Sollten die Aktienmärkte weiter fallen und sich die Zinsdifferenz zwischen Deutschland und schwachen Euroländern ausweiten, ist ein Eingreifen der Währungshüter so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Punkt, an dem die negativen Wirkungen die positiven übersteigen, ist demnächst erreicht. Früher oder später wird es den Finanzmärkten dämmern, so wie damals bei Merkel, Steinbrück und den Spareinlagen.

Es ist ein Warnzeichen für die Währungshüter der Eurozone: US-Aktien sind kräftig gestiegen, obwohl die US-Notenbank (Fed) kein Geld druckt, sie Einlagen von Geschäftsbankenn auf Fed-Konten verzinst und sie inzwischen dreimal den Leitzins angehoben hat. Zwar konnten auch europäische Aktien zulegen. Sie hinken der Wall Street aber hinterher, und das, obwohl die Eurozone genau so stark wächst wie die USA. Rechnet man den US-Bevölkerungsanstieg heraus, kommen die Europäer sogar auf 1% mehr Wachstum als die Amerikaner.

Als Merkel und Steinbrück im Herbst 2008 die deutschen Spareinlagen, und nur diese, garantierten, sollte es anderthalb Jahre dauern, bis die Finanzmärkte erkannten, dass die beiden die Achillesferse des Euros aufgerissen hatten. Die meisten Länder, allen voran die schwachen im Süden der Eurozone, konnte ihren Bürgern nicht die Sicherheit der Einlagen garantieren. Es rollte eine Geldlawine in Richtung Deutschland los. In Euroland sind sie bis heute damit beschäftigt, die Gelder mit Rettungsschirmen etc. wieder zurückzubringen.

Kleptokratie

Mario Draghi könnte als nächstes betonen, dass seine Europäische Zentralbank (EZB) auch im Jahr 2018 munter weiter Staatsanleihen erwerben wird. Geld erst ins Schaufenster stellen und dann ans Anlegervolk verteilen, um Zinsen für Südeuropa zu drücken und Aktienkurse anzuheizen, hat bisher noch immer funktioniert. Was man bei der EZB überhaupt nicht auf dem Zettel hat: Es kann auch zu einer Rezession kommen, gerade wegen des Gelddruckens. Für die Währungshüter ist das ein Schwarzer Schwan, also ein höchst unwahrscheinliches Ereignis.

"Denn sobald klar wird, dass sich in den Büchern der europäischen Banken schlechte Kredite im Wert von 2500 Mrd. € oder gar mehr angesammelt haben und dass die falsche Verbuchung die ganze Zeit von der europäischen Bankenaufsicht in Form von EBA und SSM gedeckt worden ist, dann wird sich das Vertrauen auch durch Gelddrucken nicht mehr erhalten lassen."
ℹ "Der Draghi-Crash ist nur eine Frage der Zeit", Risikoexperte Markus Krall, NZZ, 05.08.17

Es kommt trotz Mini-Kreditzinsen zu Unternehmenspleiten. Haushalte können ihre Schulden nicht zurückzahlen. Druckt die EZB jetzt weiter Geld und versucht ihren Mix aus planwirtschaftlichen Instrumenten und der willkürlichen Verfügungsgewalt über den Besitz der Euro-Bürger (Kleptokratie) aufrechtzuerhalten, geht die Eurozone unter wie die Sowjetunion. Aber auch sonst darf man nicht zu viel erwarten. In weiten Teilen von Draghis Beach Economy wird die nächste große Innovation, Augmented Intelligence (Erweiterte Intelligenz), gerade verschlafen.