Der Euro steigt auf 1,20 Franken, weil...
...die Eurozone in Sachen Wirtschaftswachstum die Schweiz in den Schatten stellt. Laut der OECD wird sich die Wirtschaftsleistung der 19 Euroländer im laufenden Jahr um 2,1% erhöhen. Die Konjunkturexperten der Berner Regierung (SECO) rechnen für die Schweizer Wirtschaft hingegen nur mit einem Wachstum von 0,9%. Die OECD hat in dieser Woche ihre Prognose für die Eurozone um 0,3% erhöht, das SECO um 0,6% verringert.
...Südeuropa aufholt. Die verbesserte Kreditwürdigkeit Portugals lässt aufhorchen. Standard & Poor's setzte letzten Freitag portugiesische Staatsanleihen von dem "Ramsch" auf "Investment Grade" hoch. Italiens Bank Unicredit fühlt sich stark genug, um die Commerzbank, immerhin Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus, zu übernehmen. Frankreich ist dabei die versprochenen Arbeitsmarktreformen umzusetzen.
...der EUR/CHF-Kurs seinen Aufwärtstrend fortsetzt. Nach dem Hochkochen des Nordkorea-Konflikts vor einem Monat fiel der Euro auf 1,1260 Franken zurück. Damals hatte es nicht den Anschein, als könnte der Euro das Hoch vom 4. August 2017 bei 1,1537 noch einmal überbieten. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Der Euro-Wechselkurs bekommt mit dem Anstieg auf 1,1605 neuen Schwung. Der könnte groß genug sein, um auch über 1,17 zu steigen.
Der Euro sinkt auf 1,10 Franken, weil...
...Deutschland, der Anker der Eurozone, gar nicht so sicher ist, wie viele glauben. Nachdem Spanien, Italien und Frankreich bereits durch tiefe Konjunkturtäler mussten, könnte als nächstes Deutschland dran sein. Die chronische Schwäche des Bankensektors ist ein Warnsignal. In Deutschland gibt es einen merkwürdigen Konsens: Dem Staat ist sehr wohl bewusst, dass er keine guten Autos baut, und so überlässt er dies dem Privatsektor. Der Staat glaubt aber, der bessere Banker zu sein.
...der Welthandel seinen Zenit überschreitet: Die Welthandelsorganisation (WTO) rechnet mit eine Zunahme des Welthandels um laufenden Jahr um 3,6%. Für 2018 erwartet sie 3,2%, weil die Zinsen in den USA und Europa steigen und China, das zuletzt mit starken Importen und Exporten die Weltwirtschaft ankurbelte, im nächsten Jahr ein Gang runter schaltet.
...die Probleme der Eurozone nur auf den ersten Blick als gelöst sind. Schulden, die früher die Euroländer machten, häufen sich jetzt bei der EZB. Ein Beispiel: Die EZB kauft eine Staatsanleihe zum überhöhten Preis von 100, obwohl das Wertpapier nur 60 Wert ist. Sie druckt dafür 100 mit ihrer Notenpresse. Die Differenz von 40 (100-60) sind neue Schulden. Sieht man es so, unterhält die EZB einen Schatten-Schuldenhaushalt von etwa 1,5 Billionen Euro.
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Euro bei 1,10 oder 1,20 Franken? Ein Pro und Contra
22.09.17
08:00