Die EZB ist unzufrieden damit, wie die Finanzmärkte ihre künftige Geldpolitik auslegen. Das Enttäuschungspotenzial ist groß, hohe Kursausschläge vorprogrammiert. Der Euro klammert sich derzeit an die Marke von 1,15 Franken. Bald geht es zur Sache, und dann sind Euro-Wechselkurse von 1,12 bis 1,18 Franken möglich. Wenn sich der Staub gelegt hat, gibt es in Eurozonen-Wirtschaft so viel Moral Hazard und Hybris wie nie zuvor.
Ein ernsthaften Rückbau der ultralockeren Geldpolitik in der Eurozone wird es nicht geben, signalisieren deutsche Staatsanleihen. Der Zins auf die Zehnjährigen sinkt binnen einer Woche von 0,46% auf 0,36%. Als Draghi Ende Juni 2017 seine Kritiker besänftigte, in dem er vorgab, mit dem Drucken von Geld aus der Notenpresse bald aufzuhören, war der Zins der Langläufer auf 0,60% gestiegen.
Ferner hatten die Märkte nach Draghis Flunker-Rede im portugiesischen Sintra bereits für Mitte 2018 eine Erhöhung des Einlagenzinses um 0,10% auf -0,30% eingepreist. Damit haben sie komplett falsch gelegen, wie sich nun herausstellt. Noch einmal wollen sie dem EZB-Chef nicht auf den Leim gehen, weshalb man derzeit übervorsichtig sind, eine Straffung der EZB-Geldpolitik einzupreisen.
Das ruft Vitor Constancio auf den Plan. Anleger würde nicht genug tun, um Änderungen der Geldpolitik einzupreisen. Deswegen sei die Gefahr plötzlicher Marktkorrekturen groß, sagt der EZB-Vizepräsident. Asset-Blasen bekämpft man am besten mit höheren Leitzinsen, als diese in allen Ritzen des Finanzsystems wirken. Davon will der portugiesische Sozialist freilich nichts wissen.
In neun Tagen muss die EZB Farbe bekennen. Dann geht es darum, wie viele Staatsanleihen sie 2018 kaufen wird. Marktteilnehmer rechnen, dass das monatliche Kaufvolumen um 20 Milliarden Euro auf 40 Milliarden Euro sinkt. Ginge Draghi weiter runter, bekäme er eine Backpfeife in Form von fallenden Aktienkursen und steigenden Zinsen in Südeuropa. Der Euro könnte kurz auf 1,18 Franken hochschießen und anschließend auf 1,12 in den Keller rauschen, weil Draghi den nächsten Rückzieher macht und von einem Enddatum der Anleihekäufe nichts wissen will.
Italiens Bank Unicredit will übereinstimmenden Berichten zufolge die deutsche Commerzbank übernehmen. Sollte der Unicredit-Aktienkurs abschmieren, wird daraus aber nichts. Nachdem der italienischen Staat dieses Jahr mehrere Banken mit Steuergeldern gerettet hat, ist Unicredit offenbar bereit hohe Risiken einzugehen, als man ein staatliches Sicherheitsnetz im Rücken weiß. Das Beispiel zeigt, wie viel Hybris und Moral Hazard (ökonomischer Fehlanreize, die zu großer Verantwortungslosigkeit führen) in der Eurozone steckt.
Bei Alitalia läuft es ähnlich: Die Fluglinie bekommt Überbrückungskredite vom Staat und will auf Expansionskurs gehen. Alitalia kündigt neue Strecken an, obschon sie hohe Verluste einfliegt. Ihre vorrangige Aufgabe wäre es Kosten zu senken, um den Geldbeutel des Steuerzahlers zu schonen. Draghi kauft aber italienische Staatsanleihen, Finanzminister Padoan spart dank manipulierter Niedrigzinsen Milliarden Euro, weshalb die Überbrückungskredite für Alitalia sprudeln.
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EUR/CHF-Ausblick: Kurskapriolen zwischen 1,12 und 1,18
18.10.17
08:00