SNB-Chef Jordan: "Franken ist immer noch zu stark"
Der Schweizer Franken sei immer noch hoch bewertet, sagt Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), kurz vor dem Ende der Handelswoche. Es gebe keinen Grund an der ultralockeren Geldpolitik etwas zu ändern. Die Situation am Devisenmarkt bleibe zerbrechlich. Als Jordan dies vorträgt, ist der Euro knapp 1,15 Franken wert. Zu Wochenbeginn war es etwas mehr als 1,14.
Freitag, 6. Oktober 2017
Euro zwischen 1,15 Franken und dem Draghi-Loch
Mit Rückenwind von der Wall Street steigt der Euro kurz auf 1,1501 Franken. Der US-Arbeitsmarkt ist mit einer Arbeitslosenrate von 4,2% und Lohnwachstum von 2,9% in sehr guter Verfassung. Unter dem Strich gingen 33.000 Arbeitsplätze im September verloren. Dies war allerdings auf Sondereffekte in Verbindung mit zwei verheerenden Hurricanes zurückzuführen.
Wegen den deutlichen Lohnsteigerung sei eine weitere US-Leitzinserhöhung im Dezember so gut wie sicher, erläutert Bondguru Bill Gross auf Bloomberg. Das bringt die EZB-Währungshüter in Erklärungsnot. Der renommierte US-Ökonom Martin Feldstein sagt, es sei völlig egal, ob die Inflation bei 2%, 1,5% oder 1,4% liege, die Fed müsse die Zinsen wegen Asset-Blasen erhöhen.
Mario Draghi ist aus diesem Blickwinkel einer regelrechter Kümmelspalter, weil er Bubble-Märkte - vor allem bei Staatsanleihen - wegen ein paar Zehnteln bei der Inflation billigend in Kauf nimmt. Die Euro-Inflation lag im September bei 1,5%. Der Italiener sitzt in seinem Negativzins-Loch und wird sich wohl bis zum Ende seiner Amtszeit in zwei Jahren darin noch tiefer eingraben.
Schatttenwechselkurs des Euros aktuell bei nur 1,10 Franken
Der EUR/CHF-Kurs hat einem vielversprechenden Anstieg am Donnerstag bei 1,1495 abgebrochen. Am Freitagvormittag ist der Wechselkurs bei 1,1455. Die auf den ersten Blick gering ausfallenden Kursschwankungen sind irreführend und täuschen eine trügerische Sicherheit vor. Am Devisenmarkt geht die Post ab:
- Der Euro sinkt unter 1,17 US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Damit ist die Devisennotierung deutlich tiefer als Anfang September, als sie bei 1,21 war.
- Gleichzeitig steigt der USD/CHF-Kurs mit 0,98 auf ein 4-Monatshoch. Ohne die Abschwächung des Schweizer Frankens gegen den US-Dollar wäre der Euro gegen den Schweizer Franken erheblich schwächer.
- Oder anders ausgedrückt: Wäre auch der EUR/USD-Kurs auf einem 4-Monatstief, stünde der EUR/CHF-Kurs aktuell lediglich bei 1,10.
Donnerstag, 5. Oktober 2017
Der Euro will es nochmal wissen
Der Euro ist im Anstiegsmodus, und so klettert der EUR/CHF-Wechselkurs auf 1,1485. Das ist der höchste Stand seit zehn Tagen. Ein heutiges Tagesschluss über 1,1470 würde den Weg frei machen für einen Anstieg auf 1,16.
Mittwoch, 4. Oktober 2017
OeNB-Chef Nowotnys Schlingerkurs gefährlich für EUR/CHF
Österreichs Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, will von einer zügigen Eindämmung der ultralockeren Geldpolitik nichts wissen und bringt damit seine heimischen Franken-Kreditnehmer in die Bredouille. Nowotny sagte auf einer Veranstaltung in Wien laut einer Reuters-Meldung:
- "Ich glaube schon, dass man die Perspektive einer vorsichtigen Normalisierung anpeilt."
- Es sei vernünftig die Geldpolitik mit Sicherheitsabstand zu fahren.
- "Das heißt kein abruptes bremsen, aber eben doch den Fuß langsam weg vom Gaspedal."
Draghis Sommerrede im portugiesischen Sintra, in der er einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik in Aussicht stellte, entpuppt sich als Mogelpackung. "Die Sintra-Rede war eine Beruhigungspille für die wachsende Fraktion in der EZB, die darüber nachdenken will, die Sache zu beenden", deutete der EZB-Kritiker Markus Krall bereits im August im NZZ-Interview.
Fazit:
Die Gefahr, dass der Euro irgendwann auf 1,09 Franken, dem Kursniveau vor Draghis Sintra-Rede, zurückfällt, wird größer.
Wohin zieht es den EUR/CHF-Kurs? Aktuelle Pro-Contra-Tabelle
Gut für EUR/CHF... | Schlecht für EUR/CHF... |
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Das Wachstum der Eurozone hat auf bereits hohen Niveau liegend noch einmal die Erwartungen übertroffen. Man rechne für das 3. Quartal 2017 einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 0,7%, teilt IHS Markit bezugnehmend auf seine Einkaufsmanager-Daten. Aufs Jahr hochgerechnet ist das eine Wachstumsrate von 2,8%! | Katalonien steht kurz davor seine Unabhängigkeit auszurufen. Carles Puigdemont, der Regierungschef dieser stolzen Provinz, die glaubt alles besser zu können als Rest-Spanien, sagt der BBC: Er werde "Ende der Woche oder Anfang der nächsten handeln." |
Schlechte Nachrichten perlen am Euro ab, und so notiert der EUR/CHF-Wechselkurs stabil bei 1,1450. Es ist ein gutes Zeichen, dass der Euro trotz der aufgehenden Zinsschere zwischen Deutschland und Spanien/Italien bisher nicht in Bedrängnis kommt. Der vor fünf Monaten bei 1,07 Franken begonnen Euro-Aufwärtstrend ist noch intakt. | Die Banken in der Eurozone sitzen immer noch auf faulen Krediten von knapp einer Billion Euro. Die EZB-Bankenaufsicht beschließt nun, dass ab 2018 schrittweise Rückstellungen aufgebaut werden, um diese Kredite zu 100% abzudecken. Es gibt ein weiteres Zeichen dafür, dass faule Kredite in der Eurozone zum Evergreener werden: Die Bankenaufsicht thematisiert zum ersten Mal Problemkredite, die während EZB-Billiggeld-Zeit vergeben werden. |
Dienstag, 3. Oktober 2017
Der noch etwas überbewertete Euro nähert sich 1,15 Franken
- In den letzten zehn Stunden hat der EUR/CHF-Kurs einen recht kräftigen Anstieg von 1,1390 auf 1,1460 hingelegt. Damit es in diesem Tempo weitergehen kann, muss heute ein Tagesschluss über 1,1470 her.
- Der Euro hat noch gut ein Jahr Zeit, das starke Wachstum der Weltwirtschaft und die hohe Risikobereitschaft der Anleger in Kursgewinne gegen den Schweizer Franken umzumünzen. Ab 2019 werde sich globale Konjunktur abkühlen, heißt es in eine Ausblick der Ratingagentur Fitch.
- Der Schweizer Franken ist nach Einschätzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) weiterhin hoch bewertet. Diese Aussage lässt sich mit einem kleinen Fragezeichen versehen. Gemäß dem Vermögensverwalter Indosuez Wealth Management ist der Franken gegen den US-Dollar nahezu fair bewertet, während er gegen der Euro noch etwa 8% zu viel Speck angesetzt hat.
Montag, 2. Oktober 2017
Eurozone im Südwesten mit offener Flanke
Der Euro sinkt mit 1,1387 Franken auf den tiefsten Stand seit drei Wochen, während das Wahldebakel in Katalonien in den Wechselkurs einsickert. Die Verfassungskrise, in der sich Spanien jetzt befindet, droht den Wirtschaftsaufschwung abzuwürgen, und den mit der spanischen Wirtschaft eng verflochtenen Portugal gleich mit. Damit hat die Eurozone im Südwesten eine offene Flanke.
"Die spanische Zentralregierung in Madrid bestätigt das Bild eines autoritären Staates", mäkelt die Schweizer Zeitung "Tages-Anzeiger". Noch ist unklar, wie hoch der Schaden ist, den Ministerpräsident Rajoy angerichtet hat. Ein Spike bei den Zinsen auf spanische Staatsanleihen blieb bisher aus. Der langsame Anstieg bei den Zehnjährigen von 1,43% auf 1,69% in den letzten zwei Monaten ist nicht ungewöhnlich.
Aus charttechnischer Sicht wird es eng, sollte der Euro-Wechselkurs unter eine mittelstarke Unterstützung bei 1,1360 Franken fallen. Damit wäre Platz für einen Rückfall auf die Nordkorea-Tiefs bei 1,1260. Damit ein Angriff auf eine neue Höchstmarke jenseits von 1,1623 ins Auge gefasst werden kann, muss zunächst ein Widerstand bei 1,1470 reißen.
EUR/CHF-Kurs: So ist die aktuelle Gemengelage
Die Schweizer Wirtschaft macht Boden gegenüber der Eurozone gut. Die Industrie ist laut aktuellen Einkaufsmanager-Daten von procure.ch so gut drauf wie das letzte Mal vor sechseinhalb Jahren. Allerdings läuft auch Konjunktur in der Eurozone vorzüglich, was dem EUR/CHF-Kurs hilft, sich über 1,14 zu befestigen.
Noch ist die Wachstumsschere zugunsten der Eurozone weit geöffnet. Gemäß den Prognosen von Ökonomen wird der gemeinsame Währungsraum seine Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 2,2% steigern, während die Schweiz nur auf 0,9% kommt. Nächstes Jahr sollen sich dann beide Wachstumsraten auf 2% zubewegen.
Das heißt aber nicht, dass der EUR/CHF-Kurs 2017 sinken wird, um der sich schließenden Wachstumsschere Rechnung zu tragen. Entscheidend ist vielmehr, ob die EZB aufhören wird, Geld zu drucken, mit dem sie Staatsanleihen kauft und die Kaufkraft des Euros verwässert. Geht Draghi vom Gaspedal, wäre ein Anstieg des Euros gegen den Franken trotz eines stärkeren Schweizer Wachstums sehr gut möglich.
EUR/CHF-Kurs geht die Puste aus - KW 39/2017