"Besonders vielversprechend ist die auf einem breiten Fundament stehende Erholung. Alle Euroländer haben ein über dem Trend liegendes Wachstum und die Arbeitslosigkeit ist am sinken", erklärt Poul Thomson, Europa-Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Konjunkturerholung in der Eurozone sei so gleichmäßig wie letztes Mal vor 20 Jahren, die Wirtschaftsdaten sehr ermutigend, schwärmt Thomson, den einst Bodyguards auf seinen Missionen in Athen begleiteten.
Der Euro steht bereits in den Startlöchern: Er kletterte im September 2017 mit 1,1623 Franken und 1,2093 US-Dollar auf die höchsten Stände seit Anfang 2015. Aktuell kommen die Wechselkurse mit 1,14 Franken und 1,18 Dollar etwas gediegener daher. Die Chancen stehen allerdings gut, dass der Euro in den kommenden Wochen und Monaten über die September-Hochs steigt.
"Europa ist in einem frühen Stadium der wirtschaftlichen Erholung und hat einen großen Leistungsbilanzüberschuss", erläutert Borut Miklavic von dem Londoner Hedgefonds LindenGrove Capital. Er sei für den Euro "sehr optimistisch". Draghi müsse bald die Zinsen anheben, weil er der Fed hinterherhinke. Wenn das geschehe, dürfte der Euro auf 1,30 Dollar steigen, prognostiziert der Hedgefonds-Manager Alex Roepers von Atlantic Investment Management. (Quelle: Reuters)
Euro wird Fluchtwährung
Hohe Ersparnisse und eine im Vergleich zu den USA geringere Staatsverschuldung sind weitere Pfunde, die die Eurozone in die Waagschale wirft. Das spricht für einen Anstieg des Euros über die Anti-Dollar-Schiene. Der Euro ist nach dem US-Dollar unangefochtene Nummer zwei der Reservewährungen. Wertet Trump mit einem überspannten Schuldenbogen die US-Währung ab, hätten Vermögensverwalter, Staatsfonds und Zentralbanken mit hohen Devisenreserven gar keine andere Wahl als in den Euro zu flüchten.
Für den EUR/CHF-Kurs würde das eine Situation wie Anfang 2016 bedeuten. Seinerzeit profitierte der Euro von einem Börsenbeben und Sicherer-Hafen-Stimmung stärker als der Schweizer Franken. Der Euro-Franken-Kurs kletterte für viele Devisenexperten überraschend auf den höchsten Stand seit der Aufhebung der Stützgrenze. Im August 2014, bevor Draghi die Lockerungspeitsche geschwungen hatte, war der Euro-Dollar-Kurs bei 1,30 und der Euro-Franken-Kurs bei 1,22.
Donald Trump macht nur Schulden: Durch seine Steuersenkungen muss der US-Staat erst einmal 2,4 Billionen Dollar in Vorleistung treten, zeigt eine Analyse des Tax Policy Center. Die Hoffnung, dieses Geld aufgrund eines stärkeren Wachstums und verbreiterten Steuereinnahmen nach einigen Jahren wieder reinzuholen, steht auf sehr wackligen Beinen. Auswertungen zeigen, dass dieses Modell noch nie funktioniert hat. Die Republikaner versuchen es dennoch alle 10-15 Jahre aufs Neue.