Der auf dem Schweizer Franken lastende Verkaufsdruck bleibt einigermaßen hoch, wie ein aktueller EUR/CHF-Wechselkurs von 1,15 unterstreicht. Vor einem halben Jahr war das noch anders. Damals war es der Euro, der mit einem Gegenwert von 1,07 Franken unter Verkaufsdruck stand. Der Berg an faulen Kredite in der Eurozone wird seitdem ignoriert. Man ergötzt sich stattdessen an einem Wirtschaftsaufschwung, der bei genauem Hinsehen am seidenen Faden hängt.
So wie die Flüchtlingskosten von ca. 50 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland laut einem Gastkommentar in der Neuen Zürcher Zeitung ein Tabuthema sind, sind es die Kreditrisiken in der Eurozone. Mehr als eine Billion Euro an faulen Krediten haben sich angesammelt. Einige Banken könnten sich verkleinern, andere fusionieren, und einige auch scheitern, sagt die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, Danièle Nouy.
Schwerer als der Berg an faulen Krediten wiegt, dass sie in der Eurozone, anders als in der Schweiz und USA, ihre Kreditrisiken absichtlich nicht verstehen wollen, also unter den Teppich kehren. Es hatte zwar etliche Stresstests gegeben, wenig später kippten dann aber Geldhäuser in Italien, Spanien und Portugal um, obwohl sie den Test bestanden hatten. Die Kreditbücher wurden sehr schlampig auf ihre Risiken abgeklopft, da man auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise überhastet beschlossen hatte, eine gemeinsame Bankenaufsicht in nur zwölf Monaten aus der Taufe zu heben.
In den letzen Monaten haben die faulen Kredite den EUR/CHF-Kurs nicht von einem Anstieg abgehalten, warum sollten sie es dann in Zukunft tun?
Weil die Zinsen steigen. Auf diese Antwort lässt sich kontern: Höhere Zinsen sind doch gut für die Banken, sie verdienen mehr Geld und sind damit in der Lage faule Kredite schneller abzubauen. So einfach ist es leider nicht. Höhere Zinsen können viele Unternehmen und Haushalte in südlichen Gefilden nicht bezahlen, so dass noch mehr Kredite als Non-Performing Loans eingestuft werden und die Banken Schwierigkeiten bekommen.
Um den Banken und dem EUR/CHF-Kurs zu helfen, müsste die EZB ihre negativen Einlagenzins (-0,40%) abschaffen. Das tut sie aber nicht, weil dann der Euro deutlich aufwerten würde. Die exportgetriebenen Konjunkturerholungen in Italien, Spanien und Portugal bekämen einen Dämpfer. Man darf sich nichts vormachen: Die Eurozone hat derzeit ein gutes Wachstum, weil der Euro weich ist und die Weltwirtschaft gut läuft.
Das Arbeitsteilungsmodell, wonach Länder mit niedriger Wertschöpfung Vorleistungsgüter nach Deutschland liefen, der deutsche Mittelstand es zusammenbaut, mit Made in Germany versieht und in die Welt verkauft, funktioniert derzeit ausgesprochen gut. Ein Hauptgrund dafür ist der gegenüber dem US-Dollar und anderen Währungen immer noch sehr weiche Euro.
Bei einer Abkühlung der Weltwirtschaft oder einem stärker werdenden Euro, als Reaktion auf die Abschaffung des EZB-Negativzinses, bekommen die Produzenten von Vorleistungsgütern den Gegenwind als Erste zu spüren. Infolge steigen die Zinsen in Italien, Spanien und Portugal, der Zinsabstand zu deutschen Staatsanleihen vergrößert sich. Wenn das passiert, führt an einem sinkenden EUR/CHF-Kurs kein Weg vorbei.
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Wann holen die faulen Kredite den EUR/CHF-Kurs ein?
09.10.17
08:00