Es stellt sich die Gretchenfrage: Wie stark ist der Euro in Anbetracht eines aktuellen Wechselkurses von 1,16 Franken noch überbewertet?
Der faire EUR/CHF-Kurs liege bei 1,21, sagt die UBS. Bei einem solchen Wechselkurs ginge einem Schweizer Verbraucher beim Konsum einer Tasse Kaffee in einem Schweizer Hotel in etwa genau so viel seines verfügbaren Einkommens verloren wie einem Kaffeetrinker in Österreich (Kaufkraftparität). Der Danske Bank zufolge liegt der faire Wert des Euros sogar bei 1,25 Franken.
Man müsse beim EUR/CHF-Kurs in den kommenden Monaten die Abwärtsrisiken durchstehen, als auf kurze Sicht für den Euro Belastungsfaktoren überwiegen würden, sagt die DZ Privatbank. "Ab dem Frühsommer 2018 sollte die europäische Gemeinschaftswährung jedoch von der spürbar restriktiveren Ausrichtung der EZB profitieren und auch gegenüber dem eidgenössischen Pendant merklich zulegen können", so das Geldhaus.
Für die meisten Franken-Kreditnehmer in Österreich ist nicht wichtig, was in den nächsten Monaten oder im nächsten Jahr mit dem EUR/CHF-Kurs passiert. Ihr Zeithorizont liegt bei zehn Jahren:
"Eine Analyse der Restlaufzeiten der Tilgungsträgerkredite zeigt, dass € 10,2 Mrd. der noch aushaftenden € 17,2 Mrd. erst in zehn Jahren oder später endfällig sind", stellte die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien Ende September in einer Erhebung über Fremdwährungskredite fest.
Für solch lange Zeiträume lassen sich aber keine Wechselkursprognosen treffen. Man kann sich nur an Zyklen, die oft Jahrzehnte dauern, orientieren. Beispiel: Der US-Aktienindex Dow Jones. Er werde in 100 Jahren bei 1.000.000 Punkte liegen, prognostizierte Warren Buffett unlängst.
Für den EUR/CHF-Kurs bzw. die Wechselkurse der Euro-Vorgängerwährungen zum Franken geht es hingegen in der Jahrzehnte-Sicht stetig nach unten. "Gegen die USA zu wetten ist ein Verliererspiel", so Buffett. Entsprechend lässt sich sagen, dass es ein Verliererspiel ist gegen die Schweiz und ihren Franken zu wetten.