Nach Adam Riese profitiert die Schweizer Wirtschaft von einer Abschwächung des Frankens gegen dem Euro. Man hätte also erwarten können, dass der SMI im Lichte der freundlichen Wechselkursentwicklung einen Zahn zulegt. Er tat es aber nicht. Stattdessen verlor der SMI in den letzten zwei Wochen 1,4% auf 9.183 Punkte
Der deutsche Leitindex DAX und sein französisches Pendant CAC 40 legten im gleichen Zeitraum 1,7%-2,7% zu. "Frankreich und Deutschland blieben im Oktober die Hauptwachstumsmotoren und überflügelten die übrigen Länder bei weitem", heißt es in den aktuellen Einkaufsmanager-Daten von IHS Markit. Die beiden größte Volkswirtschaften der Eurozone sind auf Kurs ihre Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 2% zu steigern.
In der Schweiz wird es gemäß der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein Wachstum von 1% geben. "Die Ungleichgewichte am Hypothekar- und Immobilienmarkt bestehen insgesamt weiterhin", so die SNB. Ferner teilte die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich unlängst mit, dass sich Perspektiven für den inländischen Konsum, die Exportwirtschaft, den Finanzsektor und das Baugewerbe etwas verschlechterten.
Der Rückgang des SMI signalisiert nun, dass die nachlassende Konjunkturdynamik in vielen Sektoren der Wirtschaft nicht länger vom positiven Wachtumsbeitrag der Industrie kompensiert wird. Wegen der schwächelnden Schweiz müsste der jüngste Rücksetzer des Euros auf 1,16 Franken somit vorübergehender Natur sein. Ein Anstieg Richtung auf 1,20 wäre aus diesem Blickwinkel sehr gut möglich.
Stagflation
Man kann allerdings auch zu einer anderen Interpretation der Divergenzen zwischen der Schweiz und Euroland kommen. Der schwache SMI könnte ein erstes Anzeichen dafür sein, dass sich die Industriekonjunktur, die weltweit in den letzten Monaten einen Siegeslauf sondergleichen erlebte, beginnt sich abzukühlen. Die industrielastige Eurozone könnte im Oktober den Hochpunkt durchschritten haben.
Jetzt würde es eng werden für den EUR/CHF-Kurs. Denn der Dienstleistungssektor der Eurozone ist verglichen mit anderen Ländern wie den USA unterentwickelt und mit Red Tape verbarrikadiert. Die Einkaufsmanager-Daten für den Service-Sektor der Eurozone blieben im Oktober hinter den Erwartungen zurück.
Hinzu kommt: Öl ist aktuell so teuer ist wie seit Mitte 2015 nicht mehr. Dadurch steht weniger Geld für den Konsum zur Verfügung. Wenn es so richtig dick kommt, steigt die Inflation in Deutschland und Österreich wegen dem hohen Ölpreis und dem weichen Euro zum US-Dollar über 2%. Zinsen gibt es aber nach wie vor keine. Verunsicherte Verbraucher lähmen die Konjunktur.