Wie viel Crash-Gefahr steckt in Euroland?
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Wie viel Crash-Gefahr steckt in Euroland?

Thomas Jordan hat es wieder getan: Der Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nörgelt über den Franken. Dieser habe sich nur "etwas abgeschwächt". Das ist eine bemerkenswerte Aussage, bedenkt man, dass der EUR/CHF-Kurs von 1,07 auf 1,16 gestiegen ist. Ferner streicht Jordan im Schweizer Rundfunk heraus: "Die Lage am Devisenmarkt bleibt fragil". In Anbetracht der Nähe zwischen EZB und Vermögensverwaltern jammert die SNB auf hohem Niveau.

Über die Zukunft des Euros scheiden sich die Geister: Die einen sagen, alles werde dank Super-Mario gut. "Europa hat die Aussicht auf ein goldenes Jahrzehnt", meint der frühere SNB-Chef Philipp Hildebrand. Dem halten die Skeptiker entgegen: Der Lack blättere langsam ab und dann komme die Alitalia-Eurozone zum Vorschein. Wichtige Zukunftstrend werden konsequent verschlafen, weil die Generation 50 plus x in einem nicht mehr zu überbietenden Egoismus an ihren Besitzständen festhalte. Die Lösung gravierender Probleme werde bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aufgeschoben.

Man wird den Eindruck nicht los, dass die großen Vermögensverwalter mit der EZB unter einer Decke stecken. Blackrock verwaltet 7 Billionen Euro und ist damit weltweit der dickste Fisch. Die EZB geht wegen unzähligen Ankaufprogramme mit ihrem Wertschriften-Depot strammen Schrittes auf 3 Billionen Euro zu. "Blackrock ist eine extrem gefährliche Firma", schleuderte Carl Icahn, der für den Gordon Gekko des Films Wall Street Pate gestanden haben soll, Blackrock-Chef Larry Fink auf einer Investorenkonferenz in New York entgegen.

Hildebrand, inzwischen Blackrock-Vizepräsident, sprach sich im Spiegel-Interview für eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung in Europa aus. Das ist offenbar die Voraussetzung für das goldene Jahrzehnt. Aus deutscher Sicht wünscht man sich, dass Hildebrand das Schicksal David Camerons ereilt. Der hatte während der Euro-Schuldenkrise fortwährend auf die Rechnung der Deutschen bestellt, indem er immer größere Rettungsschirme forderte. Inzwischen ist Cameron Schnee von gestern.

Nackt baden gegangen

Ins Narrativ passt, dass Rick Rieder, Investment-Chef bei Blackrock, gerade auf Bloomberg erzählte, dass man sich keine Sorgen um die Inflation machen müsse. Die Teuerung werde wieder auf 2% steigen (eine solche Teuerung halten viele Ökonomen für optimal). Er bestätigt damit EZB und Fed in ihrem Ansinnen, die Inflation anzuheizen, ignorierend, dass Mario Draghi und Janet Yellen seit Jahren kläglich scheitern eine vermeintlich optimale 2%-Inflation zu liefern.

Aber was sollen die Vermögensverwalter auch anderes machen? Ein Ende der megaexpansiven Geldpolitik würde deftige Kursverluste der von ihnen angekauften Aktien und Anleihen zur Folge haben. Weder EZB noch Vermögensverwalter haben daher an einer ehrlichen Analyse ein Interesse. Beide würden sich lieber die Zunge abbeißen, als einzuräumen, dass der Euro nur mit immer neuen Notkrediten aus der Notenpresse oder vom nordeuropäischen Steuerzahler überlebensfähig ist. Die Eurozone ist ein Alitalia der Währungsräume.

Fazit:
Geldmenschen und Notenbank-Kleptokraten quetschen die Eurozone wie eine Zitrone aus. Es beginnt mit ein paar Zaubertricks wie Whatever-it-Takes oder Mindestkurs. Noch bevor die Ebbe kommt, verschwinden die Zauberlehrlinge, als sie nackt baden gingen.
  • Die prekäre Lage der von Draghi einst beaufsichtigen italienischen Banken wurde erst bekannt, als der Italiener zum obersten Euro-Währungshüter die Treppe raufgefallen war.
  • Das plötzliche Aus des von Hildebrand eingeführten Euro-Mindeskurses bei 1,20 Franken am Schwarzen Donnerstag (15.01.2015) spricht nicht unbedingt dafür, dass der SNB-Ex mit Weitblick gesegnet ist und ein goldenes Jahrzehnt prognostizieren sollte.