Die Zinsen, nicht die Konjunktur, machen die Musik am Devisenmarkt, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 1,1575. Anleger reiben sich angesichts einer rekordhochen Zinsdifferenz zwischen deutschen und amerikanischen Staatsanleihen die Augen. Den Sondierern in Berlin dürfte es recht sein. Sie können bei Wahlgeschenken aus dem Vollen schöpfen. Die deutsche Wirtschaft ist unkaputtbar.
Das Wachstum in Deutschland und den USA ist etwa gleichstark, die Inflation und Bonität ebenfalls fast gleich, und dennoch rentieren 10-jährige Bundesanleihen bei 0,33%, während ihre amerikanischen Pendants einen Zins von 2,33% abwerfen.
Das gehe angesichts höherer US-Leitzinsen schon in Ordnung, mögen einige einwenden. Geht es eben nicht. Denn EZB mit ihrem Leitzins von 0,0% und US-Notenbank (Fed) mit 1,25% üben Einfluss auf das kurze Ende der Zinskurve, also auf die Zinsen von Staatsanleihen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren, aus.
Dem deutschen Staat wird eine Bonität zugestanden, die er in Anbetracht seiner abgegebenen Zahlungsversprechen herrührend vor allem aus immer größer werdenden Rentenzuschüssen überhaupt nicht hat. Union, FDP und Grüne dürften nun zügig eine Regierung bilden und Zinsersparnis sowie sprudelnde Steuereinnahmen hernehmen, um Ausgabenprogramme für ihre Wählerschaften zu beschließen.
Der sentix-Konjunkturindex für Deutschland klettert im November auf ein Rekordhoch, der für die Eurozone schafft hingegen "nur" ein 10-Jahreshoch. Damit treten einmal mehr die Schwachstellen der Rettungsarchitektur zutage. Deutschland profitiert von der EZB-Geldpolitik am meisten, für Frankreich und Italien bleiben nur Silber und Bronze.
Demnächst stehen in Brüssel wieder Nachtsitzung an, vorzugsweise während der Ferienzeit. Deutschland muss man dann seine Mehreinnahmen wegnehmen, das Geld in Umverteilungsmechanismen stecken und per Gießkanne über Euroländern mit hohen Arbeitslosigkeiten ausschütten. So kann eine gemeinsame Währungsunion allerdings nicht funktionieren.
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Droht jetzt der November-Crash?
07.11.17
08:00