Selbstgefälligkeits-Blase schiebt EUR/CHF auf 1,1722
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Selbstgefälligkeits-Blase schiebt EUR/CHF auf 1,1722

Die Bosse der beiden mächtigsten Banken der Eurozone hochadeln die EZB, und so macht der EUR/CHF-Kurs einen großen Schritt nach vorn. Mit 1,1722 Franken kostet der Euro so viel wie letztes Mal Anfang 2015. Die schuldengetriebene Wirtschaft ist in einer Blütezeit, wie man sie seit über zehn Jahren nicht beobachten konnte. Weil sich die Zinsen zwischen guten und schlechten Schuldner einengen, rückt ein Anstieg des Euros auf 1,20 Franken näher.

Zwischen dem 9. November und 17. November 2017 kletterte der Euro von 1,1545 auf 1,1722 Franken (+1,53%). Seit Februar, als die Devisennotierung kurz davor war unter 1,06 abzusacken, hat der Euro ein Plus von 10% eingefahren. "Nachdem die Widerstandsmarke bei 1,1710 ins Visier genommen wurde, muss mit einem weiteren Anstieg bis 1,1730 bzw. 1,1775 gerechnet werden", sagt die St.Galler Kantonalbank.

Die Geldpolitik der EZB werde am Ende zu einem Erfolg führen, prognostiziert Deutsche-Bank-Chef John Cryan. Jean Lemierre, Chef von BNP Paribas, lobt die EZB dafür, bisher keinen Endtermin für das Wertpapierankaufprogramm genannt zu haben. Beide Banker begrüßen ausdrücklich die vorsichtige Gangart bei der Normalisierung der Geldpolitik, als damit stabile Vermögenswertpreise gesichert seien, berichtet Dow Jones von der Euro Finance Week.

Die EZB versetzt die Finanzmärkte mit Anleihenkäufen von öffentlichen und privaten Schuldnern in Hochstimmung. Banken und Vermögensverwalter bedanken sich auf ihre Weise, indem sie in risikoreiche Vermögenswerte massiv reinkaufen. Es gibt kein Überraschungsmoment mehr. Vor der Finanzkrise war es gute Sitte, dass Notenbanken ab und an mit Zinsentscheidungen überraschten. Finanzmarktteilnehmer hielt man so wachsam vor Risiken erinnerte sie daran, ihre Hausaufgaben in den Fächern Wachstum und Inflation zu machen.

Lächerliche Zinsen


Insofern handelt es sich nun um eine Selbstgefälligkeit-Blase. Die Geldmenschen sehen nur, was sie sehen wollen. "Die Welt wird immer labiler und gefährlicher". Die Finanzwelt scheine sämtliche Konflikte, Krisen, Kriege und Terror aber völlig auszublenden, sagt der renommierte Börsenexperte Gottfried Heller laut "boerse-online.de" auf einem Seminar.

Wie sich jetzt herausstellt, hat der EUR/CHF-Kurs in den letzten Monaten von einem Zusammenlaufen der Zinsen zwischen schwachen Staatsanleihen und starken Staatsanleihen profitiert. Der Zinsunterschied zwischen 10-jährigen Papieren aus Italien und Deutschland verkleinerte sich von 1,66% auf 1,46%. Selbst dem von der Katalonien-Krise gezeichnete Spanien spendierten die Geldmenschen eine Selbsgefälligkeits-Zinseinengung von 1,2% auf 1,1%.

Die Zinsen könnten sich weiter einengen, obwohl das wegen der sehr unterschiedlichen Qualität der Schuldscheine lächerlich ist. Ursache sind die Finanz-Ingenieure: EZB und Schweizerische Nationalbank (SNB) haben inzwischen so viele Bundesanleihen aufgekauft, dass Banken keine andere Wahl haben, als die früheren Giftpapiere aus dem Süden zu erwerben. Genau das will die EZB, als sie gebetsmühlenartig vorbetet, Banken müssten auf ein neues Geschäftsmodell umsteigen.