Steigt der Euro vor Jahresende nochmal über 1,17 Franken?
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Steigt der Euro vor Jahresende nochmal über 1,17 Franken?

Der Euro schlägt auf das überragende Wirtschaftswachstum der Eurozone an, und so findet der EUR/CHF mit einem Kurs von 1,1630 auf den Anstiegspfad zurück. Die letzte Konsequenz fehlt allerdings. Denn bis zu der vor genau einer Woche erreichten Höchstmarke bei 1,1722 ist es aufgrund der geringen Schwankungsbreite des Devisenpaars ein recht weiter Weg.

"Die Wirtschaft boomt. Der Aufschwung hat sich beschleunigt und dürfte der Eurozone das beste Quartal seit Anfang 2011 bescheren", sagt der Chefvolkswirt Chris Williamson von IHS Markit mit Blick auf die neuen Einkaufsmanager-Daten für November. Für das Schlussquartal sei mit einem Wachstum von 0,8% auszugehen, womit 2017 das beste Jahr seit einem Jahrzehnt wäre.

Zusätzlicher Rückenwind für den EUR/CHF-Kurs kommt vom Devisenoptionsmarkt. Das 25-Delta Risk Reversal für einmonatige EUR/CHF-Optionen erhöht sich von -0,30% auf -0,40%. Das negative Vorzeichen zeigt allerdings weiterhin an, dass die ganz große Aufwärtsdynamik beim EUR/CHF-Kurs draußen ist. Im Hochsommer, als der Euro in wenigen Wochen von 1,10 auf 1,15 Franken hochschoss, war das Risk Reversal bei +1,0%.

Gerüchte

Gute Nachrichten für den Euro kommen aus Frankfurt. EZB-Direktor Benoit Coeure ließ die Märkte zuletzt wissen, er hoffe, die unlängst vorgenommene Verlängerung der Anleihenkäufe bis September 2018 sei die letzte dieser Art. Das ist eine bemerkenswerte Aussage, weil der Franzose als Draghis engster Vertrauter gilt. Man sollte seine Worte, aber nicht auf die Goldwaage legen.

Die Aussage erinnert an Draghis Sintra-Rede, mit der er seine Kritiker beruhigen wollte. Der Italiener hatte Ende Juni in Aussicht gestellt, die Geldpolitik einigermaßen zügig zu straffen, was der Unwahrheit entsprach. Coeure's Einlassungen gegenüber dem Handelsblatt könnten ähnlich gestrickt sein, zumal sich Draghi zuletzt über die Berichterstattung von Zeitungen, die den Notenpressen-Einsatz kritisch beleuchten, echauffierte.

Auf der anderen Seite wurde Coeure von Präsident Sarkozy zum EZB-Direktor gemacht, was dafür spricht, dass er kein Geldpolitiker ist, der sämtliche Probleme mit der Notenpresse lösen will, wie so viele seiner Kollegen. Sarkozy hatte seinerzeit sogar auf Bitten von Merkel in Erwägung gezogen, eine Ernennung des früheren Bundesbankchefs Axel Weber zum EZB-Chef zuzustimmen.

Weber ist für die Südeuropäer ein rotes Tuch. Italien, Spanien und Portugal schaudert es bereits vor dem aktuellen Bundesbankchef Weidmann, der als ein nicht so großer Gegner des Einsatzes der Notenpresse gilt wie Weber. Es bleibt festzuhalten, dass Draghi wegen der Kritik aus Deutschland am schmollen ist und möglicherweise nach dem Sintra-Bluff einen weiteren Anlauf unternimmt, unliebsame Zeitungen schlecht aussehen zu lassen.