Ungereimtheiten bei Inflation gefährlich für EUR/CHF
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Ungereimtheiten bei Inflation gefährlich für EUR/CHF

2018 müsse man auf die Inflation und nicht so sehr auf das Wirtschaftswachstum achtgeben. Das sagt Art Cashin, Leiter des Parketthandels an der Wall Street für die UBS. "Wenn sich die Inflationsrate beschleunigt, wäre ich vorsichtig", so der 76-jährige, der Legendenstatus genießt, zu CNBC. Vorsicht ist auch bei der Schweizer Inflation geboten. Hier geht es widersprüchlich zu, was dem EUR/CHF-Kurs das Genick brechen kann.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Inflationsprognose zuletzt recht deutlich angehoben. Für 2018 rechnet sich mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,7% (zuvor: 0,4%). 2019 werde sich die jährliche Teuerung auf 1,1% beschleunigen und 2020 dann die magische 2-Prozent-Marke erreichen. Das wirft zwei wichtige Fragen für den EUR/CHF-Kurs auf:
  1. Die EZB-Inflationsprognose für 2020 liegt lediglich bei 1,7%. Insofern ist die Schweiz auf einem steileren Inflationspfad als die Eurozone und müsste früher vom Negativzins abrücken als die EZB. Sollten Marktteilnehmer beginnen dieses Szenario einzupreisen, droht dem EUR/CHF-Kurs dann ein Rückfall?
  2. Die Inflationsprognosen der Berner Regierung aus dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) sind mit 0,3% (2018) und 0,7% (2019) deutlich niedriger als die der SNB. Das ist verblüffend, zumal die Inflationsrognosen des Seco vom 19.12.17 und der SNB vom 14.12.17 stammen. Wie gefährlich ist die Diskrepanz für den EUR/CHF-Kurs?


zu 1)
Der EUR/CHF-Kurs dürfte stabil bleibe, weil die Anlegerherde es nicht wahrhaben will, dass die SNB vor der EZB die Leitzinsen erhöht. Die UBS und die Schweizer Privatbank Pictet halten es zwar für möglich, dass SNB-Chef Jordan bereits Ende 2018 die Zinsen anhebt. Die große Mehrheit teilt diese Auffassung aber nicht.

zu 2)
In der Schweiz ist man sich über den fairen Wert des Frankens zum Euro nicht einig. Das Seco möchte eher einen weichen Franken, weil der das Wachstum und den Beschäftigungsaufbau in der kurzen Sicht (1-4 Jahre) fördert. SNB-Chef Jordan denkt hingegen in Zeitspannen von 5-10 Jahren. Er weiß, dass ein starker Franken die Schweizer Wirtschaft in der langen Sicht wettbewerbsfähiger macht. Diesen Weitblick können sich das Seco, auf das Politiker Einfluss nehmen, die an ihre Wiederwahl denken, nicht leisten.

Ergebnis:
Die wie Kraut und Rüben aussehenden Schweizer Inflationsprognosen sind gefährlich für den Euro. Die von der SNB recht hoch veranschlagte Teuerung deutet darauf hin, dass Jordan mit dem aktuellen EUR/CHF-Kursniveau von 1,17 zufrieden ist. Das kann er natürlich öffentlich nicht sagen, weil der Euro sonst abschmieren würde. Jordan, der als Mini-Falke gilt, möchte sich womöglich aus der sklavischen Taubenhaft, die ihm die Draghi-EZB oktroyiert hat, befreien. Dadurch steigt das Risiko eines Rückfalls der Euros auf 1,10 Franken.