Ohne Hedging wäre der Euro längst über 1,20 Franken
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Ohne Hedging wäre der Euro längst über 1,20 Franken

Ein zentraler Grund, warum der Euro im Sommer 2017 so kräftig gegen den Schweizer Franken zulegte, war neben dem Konjunkturaufschwung in der Eurozone Integrations-Euphorie. Macron und Merkel würden jetzt mit Leichtigkeit die Euro-Verträge ändern, war der Zeitgeist. EU-Vertragsänderungen, eine Prozedur, die nicht unter zwei Jahren zu machen ist, sind inzwischen vom Tisch.

Die Schweizer Vermögensverwalter, die Dreh- und Angelpunkt für die Entwicklung des EUR/CHF-Kurses sind, haben sich offenbar schon gedacht, dass es bei der Integration der Eurozone kaum vorangehen wird. Sie haben zwar einen nicht gerade kleinen Teil der von ihnen verwalteten 6 Billionen Franken in Euros getauscht und damit Anleihen und Aktien aus der Eurozone gekauft. Eine Hintertür ließen sie sich aber offen.

Auslandsanlagen in Euro wurden abgesichert (Hedging), berichtet Thomas Flury, Chef-Währungsanalyst der UBS, in der Zeitung Tagesanzeiger.

Ein Beispiel:

Ein Schweizer Vermögensverwalter tauscht 11 Millionen Franken zu einem EUR/CHF-Kurs von 1,10 in 10 Millionen Euro und kauft damit deutsche Aktien. Gleichzeitig weist er seinen Investment Banker an, die 11 Millionen Euro mit Devisenderivaten gegen einer Talfahrt des EUR/CHF-Kurses abzusichern.

Der Vermögensverwalter will verhindern, dass seine Aktiengewinne von einem Rückfall des EUR/CHF-Kurses aufgezehrt werden. Die Absicherung kostet Gebühren und Performance. Angenommen er macht mit seinem deutschen Aktienengagements nach Gebühren und Absicherungskosten 20% Gewinn, so werden aus 10 Millionen Euro 12 Millionen Euro.

Die 12 Millionen Euro kann er dank der Absicherung zu einem EUR/CHF-Kurs von 1,10 zurücktauschen. Er bekommt 13,2 Millionen Franken. Das sind 20% mehr als die eingesetzten 11 Millionen Franken. Er hat damit seinen Euro-Aktiengewinn in die Schweiz geholt. Ohne Absicherung und bei einem Rückfall des EUR/CHF-Kurses auf 1,05, wäre sein Gewinn knapp 15%. Steigt der Euro auf 1,20 Franken, wäre der Gewinn hingegen 30%.


Für den Euro ist Hedging eine Bremse. Ohne Absicherungen stünde er wohl schon deutlich über 1,20 Franken. Vermögensverwalter halten aber ganz bewusst an der teuren Wechselkurs-Absicherung fest. Ursache ist mangelnder Reformeifer in übergroßen Teilen der Eurozone. Es ist ja beileibe nicht so, dass es nur die Mittelmeer-Anrainer auf das Prinzip EZB-Billiggeld statt Reformen vertrauen.


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