Italien ist laut dem Staatsanleihen-Markt das große Sorgenkind der Eurozone. Im Lichte der anstehenden Halbierung der Staatsfinanzierung über die EZB-Notenpresse klettert der Zins auf 10-jährige Schuldtitel binnen einer Woche von 1,65% auf 1,95%. In Spanien fällt der Zinsanstieg weniger gravierend aus. Bei portugiesischen Staatsanleihen findet überhaupt kein Anstieg statt.
Auch der italienische Aktienmarkt ist charttechnisch angeschlagen. Der FTSE MIB steht kurz davor unter 22.000 Punkte zu fallen. Er könnte dann bis zu den Wahlen in Italien im März 2018 um 1.000 bis 1.500 Punkte absacken. Hintergrund ist eine bärische Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Vorausgegangen war ein gescheiterte Versuch über 23.000 Punkte zu klettern.
Der EUR/CHF-Kurs scheiterte bisher daran ein höheres Hoch über 1,1730 zu erreichen. Die Sicherheitslage hat sich zuletzt etwas verschlechtert, was dem Schweizer Franken hilft, einen Anstiegsversuch des Euros deutlich über 1,17 abzuwehren. Donald Trumps hat mit Bekanntgabe seiner Sicherheitsstrategie eine massive Stärkung des Militärs angekündigt. Hinzu kommt ein Raketenbeschuss des saudischen Königspalastes.
Woher der US-Präsident, der sich während des Wahlkampfs als "Niedrigzinsperson" bezeichnete, das Geld für eine Aufstockung des Verteidigungsetats nehmen will, ist klar: Er leiht es sich am Staatsanleihen-Markt. Doch dort sind die Zinsen für die USA deutlich gestiegen, vor allem am kurzen Ende. Im Moment sieht es so aus, dass die USA 2018 auf ein Wachstum von 2,5% kommen werden bei einem Haushaltsdefizit von 5%.
Sind die US-Steuersenkungen verpufft, hätte man ein Wirtschaftswachstum von weniger als 2%. Das Haushaltsdefizit wäre ganz schnell über 7%. Das wäre dann eine Situation, in der sich der US-Dollar gegen Schweizer Franken gravierend abschwächen sollte.
Dem französischem Statistikamt Insee zufolge wird Frankreichs Arbeitslosenrate Mitte 2018 bei 9,4% liegen. Das wäre lediglich 0,1% weniger als ein Jahr zuvor, als Macron Präsident wurde. Frankreich wird nach Prognosen der Konjunkturforschungsinstitute beim Wirtschaftswachstum 2018 von Deutschland um ein halbes Prozent abgehängt.
Frankreich und auch Italien müssten aber Deutschland endlich einmal überholen, damit die Eurozone und der Euro besser werden. Aus eigener Kraft sind sie dazu nicht in der Lage. Damit liegt die ganz Hoffnung in SPD-Chef Martin Schulz. Merkels wahrscheinlicher Koalitionspartner ist nach eigenen Aussagen "radikal pro-europäisch", was soviel heißt, dass er Deutschlands wirtschaftliche Dominanz beenden will.
Mit dem von Schulz anvisierten Umverteilungs- und Ausgabenprogrammen wird der Faktor Arbeit in Deutschland verteuert, also auf die Niveaus von Italien und Frankreich, die laufend Anteile am Welthandel verlieren, angehoben. Damit gingen die hohen Exportüberschüsse verloren. Die nicht gerade geringen Staatsschulden der Südländer und Frankreichs wären jetzt noch schwieriger zu refinanzieren.
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Politikversagen: Wie reagiert der Euro?
21.12.17
08:00