"Unserer Meinung nach werden die Zinsen in der Schweiz sehr lange sehr tief bleiben", sagt Chefökonom Gero Jung vom Vermögensverwalter Mirabaud. Franken-Kreditnehmer in Österreich, die ihre Kreditzinshöhe an CHF 1-Monat-Libor oder CHF 3-Monats-Libor gekoppelt sehen, müssen sich also erst einmal keine Sorgen machen. Laut einer Reuters-Umfrage rechnen 28 Währungsexperten unisono damit, dass SNB-Chef Thomas Jordan den Leitzins unverändert lässt.
In gut einem Jahr könnte das aber bereits anders aussehen. So erwartet die UBS, dass Jordan Ende 2018 erstmals die Zinsen anhebt, berichtet die Schweizer Zeitung "Der Bund". Viele halten das für ein Ding der Unmöglichkeit. Die SNB werde die Zinsen erst nach der EZB anheben, und das wird frühestens 2019 der Fall sein, ist gängige Marktmeinung. Dahinter steckt folgende Logik:
- Hebt die SNB die Zinsen vor der EZB an, schwindet der Zinsvorteil des Euros gegen den Franken.
- Schweizer Wertschriften (z. B. Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Geldmarktpapiere) werden attraktiver.
- Die Kapitalzuflüssen in die Schweiz machen den Franken stärker.
Es kann auch anders kommen: Denn die Zinsen auf Staatsanleihen aus Deutschland, Frankreich, Italien dürften bereits vor einer EZB-Leitzinserhöhung anziehen, als Mario Draghi dabei ist, die Anleihenkäufe runterzufahren. Sollte die SNB in dieser Gemengelage den CHF 3-Monats-Libor anheben, würde das nicht zu einem Absturz des EUR/CHF-Kurses führen. Franken-Kreditnehmer in Österreich müssten allerdings ihren Banken etwas höhere Zinsen bezahlen.
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1. Teil: Neuer Schweizer Zinsausblick für Franken-Schuldner
2. Teil: EUR/CHF-Kurs hat kein Grund vor 1,20 zurückzuschrecken
3. Teil: Warum Mario Draghi die ultralockere Geldpolitik beenden muss
4. Teil: Ist die Zukunft des Euros rosig? Ein Pro und Contra