Bei einem Wechselkurs von 1,25 liegt die Schmerzgrenze der EZB - allerdings die für den Euro-Dollar-Kurs (aktuell: 1,23). Für den Euro-Franken-Kurs (aktuell: 1,18) gibt es keinen Maximum-Kurs. Indirekt aber dann doch, weil beide Währungspaare eng miteinander verbandelt sind. Die Schweizer Banken rechnen trotz drohender EZB-Intervention am Devisenmarkt mit weiter steigenden EUR/CHF-Notierungen.
"Seit einigen Jahren ist eine hohe Korrelation zwischen EUR/USD und EUR/CHF erkennbar", analysiert die VP Bank und prognostiziert: "Intensivieren sich in den kommenden Wochen Spekulationen um eine vorzeitige Zinserhöhung der EZB, wird der EUR gegenüber dem CHF die Marke von 1,20 ins Visier nehmen." Auf Sicht von drei bis sechs Monaten dürfte der Euro aber auf 1,14-1,17 Franken zurückfallen, sagt das Geldhaus aus Liechtenstein.
"Kann sich der EUR/CHF über der Marke von 1,1800 behaupten sind Kursnotierungen in Richtung 1,1850 bald möglich", so die Thurgauer Kantonalbank. "Die Euphorie beim Euro dürfte weiter anhalten. Als nächste Widerstandsmarken müssen nun 1,1840 bzw. 1,1900 in Betracht gezogen werden", kommentiert die St.Galler Kantonalbank.
Alle warten derzeit darauf, dass nach Ardo Hansson nun eine EZB-Taube an die Öffentlickeit geht und den Euro versucht, schwach zu reden. Ein ganz heißer Kandidat für diesen Job ist Vizepräsident Vitor Constancio. Der Portugiese hat Narrenfreiheit, weil er in wenigen Monaten aus dem Amt scheidet. Sollte Constancio dem EUR/USD-Kurs eins auf den Deckel geben, dürfte auch der EUR/CHF-Kurs Federn lassen.
Es ist in etwas so wie beim früheren Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Jean-Pierre Danthine. Der hatte sich vor drei Jahren geopfert, in dem er wenige Tage vor dem Mindestkurs-Aus erklärt hatte, man werde an der 1,20er-Stützgrenze festhalten. Diese Vorgehen war erforderlich gewesen, um Gerüchte über eine Aufhebung zu zerstreuen. Das Pinocchio-Spiel ist der SNB dann auch vorzüglich gelungen.
Würden sich EZB und SNB sich auf ihre Kernaufgabe, dem Bereitstellen von Liquidität konzentrieren, müssten sie nicht so viel Unsinn erzählen. Aber die Professoren wollen ganz offensichtlich einmal zeigen, was sie können. Sie kaufen Aktien und Anleihen als gäbe es kein Morgen. Geht etwas schief, so wie bei den Steinhoff-Anleihen, verweist Draghi darauf, dass man die Verluste mit anderen Gewinnen spielend ausgleichen könne.
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Die heißesten Einschätzungen zum EUR/CHF-Kurs
16.01.18
08:00