Euro-Franken-Kurs fällt wie Kartenhaus zusammen
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Euro-Franken-Kurs fällt wie Kartenhaus zusammen

Beim Euro-Franken-Kurs gibt es das größte Minus seit Mitte 2016. In den letzten zehn Tagen sinkt die Devisennotierung von 1,1832 auf 1,1587 (-2,07%). Euro und US-Dollar verlieren massiv an Zustimmung. Die beiden wichtigsten Währungen der Welt sind in einem beunruhigenden Zustand. Der Schweizer Franken nutzt das für ein Comeback.

Mario Draghi hat Leitzinserhöhungen für das laufende Jahr so gut wie ausgeschlossen. Das ist für den EUR/CHF-Kurs ein Tiefschlag. Einige Marktteilnehmer hatten aufgrund des starken Wirtschaftswachstums in der Eurozone mit einer ersten vorsichtigen Erhöhung des Einlagenzins auf -0,30% (aktuell: -0,40%) für Ende 2018 gerechnet.

Der neue Konsens-Ausblick der Analysten sieht ein Auslaufen (Tapering) des Netto-Ankaufs von Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Pfandbriefen für das 4. Quartal 2018 vor und eine erste Leitzinserhöhung Mitte 2019. Es kommen Zweifel auf, ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) da mitmachen kann, oder ob sie vielleicht schon vor der EZB ihren Einlagenzins (aktuell: -0,75%) anheben wird.

Einige Großbanken rechnen bereits für Ende 2018 mit einer ersten Zinserhöhung der SNB. Dieser Ausblick zusammen mit der nicht enden wollenden ultralockeren Geldpolitik der EZB wiegt schwert auf dem Euro-Franken-Kurs. Der Schweizer Franken kann aber auch gegen den US-Dollar deutliche Kursgewinne einstreichen.


Was Börsianern gefällt, ist Devisenhändlern ein Dorn im Auge: An der Wall Street sprudeln die Kursgewinne, in Washington die Staatsschulden. Der US-Dollar wird immer weicher. Etwa im Jahr 2025 ist der Punkt erreicht, an dem sich der jährliche Zinsdienst (ohne Tilgung) auf 600 Milliarden US-Dollar belaufen wird und damit den US-Verteidigungsetat übersteigt.

Hinzu kommen noch viele höhere Ausgaben im Bereich Sozialversicherung, dem so genannten Entitlement Spending. Der Mehrheitsführer der Republikaner im Abgeordnetenhaus, Paul Ryan, hatte bis vor Kurzem die Devise ausgegeben, gleich nach der Steuerreform eine Reform der Sozialversicherung, die der frühere Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, seit Jahren fordert, anzupacken.

Weil Ryan dieses Vorhaben inzwischen begraben hat, kam der US-Dollar zuletzt so arg unter die Räder. Der Absturz des Dollar-Franken-Kurses beschleunigte dabei die Talfahrt des Euro-Franken-Kurses. Bleibt abzuwarten, ob die Fed in der nächsten Woche mit positiven Bemerkungen zur Konjunktur und der Ankündigung einer weiteren Leitzinserhöhung dem Dollar etwas aus der Patsche hilft.