This time is different: Weltweit gibt es eine Hochkonjunktur sondergleichen. Ein synchronisierter Wirtschaftsaufschwung in Europa, den USA und Asien sorgt für jede Menge gute Laune. Weil die Aktienkurse ins Unermessliche steigen, ist die Lage vergleichbar mit dem Dotcom-Boom zur Jahrtausenwende. Beim Schweizer Franken ist jedoch alles anders.
Die Abhängigkeit der Europäer von der Wall Street ist in etwa genau so groß wie vor 20 Jahren. Geht es an der Wall Street bergauf, dann steigen auch die Aktienkurse in Europa. Allerdings ist die Vormachtstellung der USA in der Welt nicht mehr so wie noch während der Clinton-Präsidentschaft.
Der Dollar-Franken-Kurs (USD/CHF) kletterte vom Herbst 1998 bis Herbst 2000 von 1,32 auf 1,81 (+37,12%). Ein Grund für die kräftigen Aufwertung des Dollars waren die US-Haushaltsüberschüsse in den letzten Jahren der Clinton-Regierung. Bush, Obama und Trump machten hingegen nur Defizite und vertrauen darauf, dass der Rest der Welt den USA den Kredithahn nicht zudreht.
Aktuell stehen die US-Aktienmärkte wieder auf einen Allzeithoch, der Dollar ist aber ein Ladenhüter. Die Boomphase an den Aktienmärkten begann vor ziemlich genau zwei Jahren begann. Damals wie heute war 1 Dollar 0,98 Franken wert.
EUR/CHF ausgebremst
Eigentlich müssten Anleger momentan in Scharen aus der Schweiz Richtung USA abwandern und den Dollar-Franken-Kurs Richtung 1,10 heben. Denn in der Schweiz gibt es einen Negativzins von -0,75%, während der US-Leitzins bei 1,50% ist. Sie tun es aber nicht, und das zeigt, dass der Devisenmarkt, anders als der Aktienmarkt, dem Trump-Wirtschaftsaufschwung nicht für bare Münze nimmt.
Sollte der USD/CHF-Kurs nicht steigen, ist das weitere Aufwärtspotenzial des EUR/CHF-Kurses begrenzt. Die besten EUR/CHF-Prognosen für 2018 basieren auf einem stärkeren Dollar. So sagen die Devisenexperten von Morgan Stanley einen Anstieg des USD/CHF-Kurses deutlich über die Parität voraus, was dem EUR/CHF-Kurs bis Mitte 2018 auf 1,28 steigen lassen soll.
Weiterlesen: Die besten EUR/CHF-Prognosen für 2018/19
Das Problem: Die US-Wirtschaft gibt einen deutlich stärkeren Dollar zum Franken bisher nicht her. Es gibt wegen der prekären US-Staatsverschuldung und dem immer größer werdenden US-Handelsbilanzdefizit vielmehr zwei triftige Gründe für einen schwachen Dollar in den nächsten Jahren. Der Leitzinsvorteil der USA reicht alleine nicht aus.
Damit der Dollar gegen den Franken nach oben kraxelt und den EUR/CHF Huckepack nimmt, müsste die US-Wirtschaft tatsächlich auf ein Wachstum von 4-5% kommen, so wie es die Rekordfahrt an der Wall Street nahelegt. Trump schafft aber gerade mit Ach und Krach 3%. Trotz Steuersenkungen rechnet die US-Notenbank (Fed) für 2018 mit einem Wachstum von 2,5%.
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So verfälscht die Wall Street den EUR/CHF-Kurs
07.01.18
15:30