Ganz so einfach ist es aber nicht. Wenn die Zinsen steigen, richtet sich erst einmal die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte auf die Schuldner. Washington, Berlin, Paris und Rom werden höhere Zinsen bezahlen müssen, was zu einem Teufelskreis führt.
- Finanzminister Olaf Scholz bekommt seine 10-jährigen Papiere nicht mehr für Zinsen unter 1% los, so wie es die Haushaltsplaner veranschlagten. Er und seine westeuropäischen und amerikanischen Kollegen muss deutlich höhere Zinsen bieten.
- Wenn der Staat höhere Zinsen zahlt, werden Gläubiger zu ihm gehen, weil er im Vergleich zu Unternehmen immer noch als sicherer Schuldner gilt. Unternehmen müssen nun den Staat mit ihren Zinsen überbieten, um genügend Gläubiger anzulocken. Dadurch sinken die Investitionen.
- Es kommt schließlich zu einem Konjunkturabschwung, die Steuereinnahmen gehen zurück. Die Bonität des Staates verschlechtert sich weiter und er muss noch höhere Zinsen zahlen, womit wir wieder bei 1) wären.
Will Finanzminister Scholz nun zusätzliches Wachstum und daraus entspringende Steuermehreinnahmen generieren, muss er seine Voodoo-Puppe rausholen.😏
Am Ende des Tages läuft es darauf hinaus, dass die Notenbanken noch mehr Papiergeld drucken. Der Preis des Geldes in Form des Zinses wird mit der neuen Papiergeld-Schwemme gering gehalten. EZB-Direktor Benoit Coeure hat gerade angekündigt, die Zinsen bei der nächsten Krise noch negativer machen zu wollen und die Staatsfinanzierung über die Notenpresse auszuweiten.
Die Schweiz ist trotz ihrer wie ein Hedgefonds agierenden Notenbank das geringere Übel für die Finanzmärkte. Ihre Staatsverschuldung ist mit 30% der Wirtschaftsleistung im Vergleich zu Westeuropa und USA ultraniedrig. Und selbst wenn die SNB Verluste auf ihre Papiergeld-Bestände macht, kann sie die mit Gewinnen auf ihre hohen Goldreserven abfedern. Die Goldreserven der SNB haben einen Wert von 42 Milliarden Franken.
Man kann es drehen und wenden wie man will: Der Schweizer Franken ist im Vergleich zu Euro und US-Dollar die sehr viel solidere Papiergeld-Währung. Franken-Fremdwährungskreditnehmer ist zu raten, es so wie die SNB zu machen, und sich mit Gold abzusichern. Wer Notenbanken, Finanzpolitikern und Konjunktur-Fantasten*** sein Vertrauen schenkt, wird dafür einen hohen Preis zahlen.
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1. Teil: Gold oder Schweizer Franken: Was ist besser?
2. Teil: So entrinnt man dem Teufelskreis
***Frankreichs größte Bank, BNP Paribas, hat ihre Wachstumsprognose für die Eurozone gerade von 2,4% auf 2,8% erhöht. Damit würde die Wirtschaft doppelt so stark wachsen wie bei einer normalen Auslastung der Produktionskapazitäten.