Der schnellste Weg für den Euro auf 1,20 Franken
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Der schnellste Weg für den Euro auf 1,20 Franken

Die erste Hürde, die der Euro überspringen muss, um auf 1,20 Franken zu steigen, ist Italien. Dort wird am Sonntag gewählt. Das von Silvio Berlusconi angeführte Mitte-Rechts-Bündnis wird aller Voraussicht nach die meisten Wählerstimmen auf sich vereinen. Dem Euro dürfte es egal sein. Italien ist Too Big to Fail. Im Notfall wird die EZB das Land und seine Banken mit der Notenpresse retten.

An diesem Wochenende wird sich auch entscheiden, ob Deutschland eine Regierung bekommt. Merkels Koalitionspartner SPD gibt das Ergebnis des Mitgliederentscheids bekannt. 60-70% werden voraussichtlich für eine Neuauflage der Großen Koalition stimmen. Die immer noch vom Brexit-Votum und der Trump-Wahl gezeichneten Finanzmärkte sind aber nicht sicher, ob Deutschland tatsächlich eine neue (alte) Regierung erhält und stapeln tief. Ist diese Unsicherheit vom Tisch, dürfte der Euro profitieren.

Vier Tage später dürfte die EZB die Märkte auf ein Ende der Anleihenkäufe einstimmen. "Das Eurosystem kann sich als Käufer vom Markt zurückziehen", sagte Draghis rechte Hand, sagte EZB-Direktor Benoit Coeure, letzten Freitag in New York. Die Finanz-Ingenieure in Frankfurt glauben alles im Griff zu haben. Man hat das Angebot von deutschen Bundesanleihen dermaßen verknappt, dass es zu positiven Ansteckungseffekten auf die von den Euro-Südstaaten begebenen Staatsanleihen kommt.

Anders ausgedrückt: Die EZB glaubt inzwischen genügend Käufer für italienische Staatsanleihen zu haben, auch für den Fall, dass Berlusconi eine wichtige Rentenreform zurückdreht und beim Schuldenmachen einen Zahn zulegt. Es gilt das Whatever-it-Takes-Versprechen. Draghi ist Käufer letzter Instanz von schwachen Staatsanleihen. Und die EZB kann so viele Euros drucken, wie sie braucht. Insofern kann es zu einer großen Pleite in der Eurozone, so wie sie der deutsche Star-Ökonom Hans-Werner für möglich hält, de facto nicht kommen.


Weil die Politik nicht länger auf der Bremse steht, geht es an den europäischen Aktienmärkte steil nach oben. Der Dax erklimmt, wie von vielen Analysten prognostiziert, ein Rekordhoch bei 14.000 Punkten. Der Euro wird sich nicht länger von den Skeptikern bei 1,15 Franken festketten lassen. Es kommt zu einer Anstiegsbewegung wie vor einem Jahr, als der Euro zwischen Februar und Mai von 1,06 auf 1,10 Franken (+3,78%) zulegte. Sollte der Euro erneut knapp 4% steigen, wäre er nach Ostern bei 1,19-1,20 Franken.