Der Euro konnte in den letzten sechs Handelstagen gegen den Schweizer Franken zulegen. Trotz akuten Handelskrieg-Sorgen kletterte er von 1,1483 auf 1,1715. Damit fühlen sich die Optimisten, die mit einem Anstieg auf 1,20 rechnen, bestätigt. In der langen Sicht spielt es dem Euro in die Karten, dass der US-Kongress Trump nicht von der Leine lässt.
"Der Schweizer Franken verliert gegenüber dem Euro und steuert tendenziell die Marke von EUR/CHF 1,20 an", heißt es in einer Research-Papier des auf Corporate Finance spezialisierten Schweizer Beratungsunternehmen IFBC. EUR/CHF-Devisenkurse im Bereich von 1,2000 seien gegen Jahresende möglich, sagt die Raiffeisenbank Salzburg.
Wird Donald Trump zu einer Belastung für den US-Dollar, stünde der Euro bereit. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hatte der US-Präsident sich zwar für einen starken Dollar ausgesprochen. Doch wo soll der herkommen in Anbetracht des US-Haushaltsdefizits von 5% der Wirtschaftsleistung und dem Schwenk zu einer protektionistischen Handelspolitik?
Wenn es notwendig sei, werde es eine Reaktion der EU auf die von Trump angekündigten Stahlzölle geben, die "hoffentlich dann dazu führt, dass es ein Umdenken der USA gibt und man diese Schwachsinnigkeiten auch wieder sein lassen kann", kritisiert Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz. Wenig später bekräftigt Trump Stahlzölle und danach Einfuhrzölle auf EU-Fahrzeuge von jeweils 25% zu erheben.
Nach dem Rücktritt von Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn haben die linksnationalen Wirtschaftsberater im Weißen Haus das Kommando übernommen. Sie vertreten die Auffassung, dass sich die USA in Sachen Handelspolitik vorbildlich verhalten und alles richtig machen. Die EU, Kanada und Mexiko sind hingegen die Bösen. Man muss somit mit weiteren Attacken auf die EU und damit auch den Euro rechnen.
Die letzten Wachsumszahlen für das Schlussquartal 2017 zeigen, dass die Eurozone sehr exportabhängig ist. Das ist im aktuellem Umfeld allerdings nicht unbedingt als Achillesferse zu sehen. Fährt Trump mit seiner Abschottungspolitik fort, verliert das Produzierende Gewerbe der USA auf dem Weltmarkt an Wettbewerbsfähigkeit. Die Europäer konsolidieren ihre Export-Dominanz.
Fazit:
Der Schweizer Franken wäre von Vermögensverwaltern bei einem ausgewachsenen Handelskrieg zwischen der EU und den USA gefragt. Eine solche Auseinandersetzung werden die Abgeordneten im US-Kongress nach eigenen Aussagen nicht zulassen. Die Gewaltenteilung (Checks and Balances) verhindert somit eine Fluchtbewegung von Anlegern in die Schweiz, während Trump mit seiner Wirtschaftspropaganda den Industriefirmen einen Bärendienst erweist.
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Euro mit "Checks and Balances" auf 1,20 Franken?
08.03.18
08:00