Der Euro ist auf breiter Flur am steigen. Gegen den Schweizer Franken klettert er auf 1,1770 - nach 1,1650 am Freitag. Der Euro-Dollar-Kurs kraxelt Richtung 1,25. Auch zu anderen wichtigen Währungen wie dem Britischen Pfund, dem Japanischen Yen und dem Kanadischen Dollar legt der Euro zu, nachdem IWF-Chefin Lagarde einen neuen Krisenfonds und Bundesbank-Chef Weidmann eine Zinserhöhung in Aussicht stellen.
Jedes Euroland sollte 0,35% seiner Wirtschaftsleistung in einen Krisenfonds einzahlen, fordert die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde. Dadurch könne die Gefahr wirtschaftlicher Verwerfungen um 50% verringert werden. Klingt ein wenig wie die Wettervorhersage, was Lagarde beim Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, dem linken Gegenpol zum ifo-Institut, erzählt.
Den deutschen Steuerzahler würde Lagardes ökonomisches Wettermodell 11,5 Milliarden Euro kosten, den österreichischen 1,5 Milliarden Euro. Das Geld sei notwendig, um in schlechten Zeiten Unterstützungstransfers für bestimmte Länder leisten zu können, sagt Lagarde. So offen von einer Transferunion zu sprechen, haben sich Juncker, Moscovici und Co. bisher nicht getraut. Sie dürften Lagardes Vorstoß dankend aufnehmen, vielleicht haben sie ihn im Hinterzimmer ausgeheckt.
Bevor Jens Weidmann EZB-Chef werden darf, muss wohl neben dem nächsten Krisenfonds (er wäre nach EFSF und ESM der dritte) die gemeinsame Einlagensicherung für Banken in der Eurozone stehen. Auch hier handelt es sich um nichts anderes als Transferleistungen von Deutschland und Österreich für Südeuropa. Die meisten Sparer sind ja auch Steuerzahler.
"Die Märkte sehen eine erste Zinsanhebung etwa zur Mitte des Jahres 2019, was wohl nicht ganz unrealistisch ist", sagt Weidmann in Wien. Er redet schon fast so wie seine frühere Chefin Angela Merkel. Nicht ganz unrealistisch ist auch, dass sich der seit fünf Jahren währende Wirtschaftsaufschwung demnächst dem Ende neigt und die Eurozone auf sieben magere Jahre mit Wachstumsraten unter 1% zusteuert.
Für den Euro ist der Gang in die Transferunion eine positive Nachricht. Es ist ein wenig so wie nach der Euro-Einführung 2002, als Deutschland und Frankreich den Stabilitätspakt gebrochen hatten, der Euro aber zunächst trotzdem kräftig zulegen konnte. Das böse Erwachen sollte erst mit einigen Jahren Verzögerung kommen.
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Euro hält den Spatz in der Hand
27.03.18
08:00