Diese Einladung wird sich Mario Draghi aller Voraussicht nach nicht entgehen lassen. Er hat jetzt die große Chance die Null- und Negativzinsen bis zum Ende seiner Amtszeit durchzuziehen. Man muss noch mit einem anderen Giftpfeil rechnen. Der EZB-Chef dürfte darauf dringen, dass die Euro-Notenbanken künftige die Hälfte der Staatsschulden der Euroländer halten. Für den Euro sind das schlechte Nachrichten.
Der von den USA losgetretene Handelskonflikt geht ans Mark der Eurozone: Der exportstarke Industriesektor ist Europas Rückgrat. Er hält die Währungsunion zusammen. Ohne seine Erfolge auf dem Weltmarkt wäre eine sehr viel stärker Abschwächung des Euros erforderlich, um der Alimentierung der Euroländer über die EZB-Notenpresse gerecht zu werden.
Ein "Free Lunch" gibt es nach einhelliger Meinung an den Finanzmärkten nicht, auch wenn Draghi behauptet, dass alle von seiner Notenpressen-Politik profitieren würden. Die EZB wolle eine Entscheidung über ein Ende der Anleihenkäufe wegen des Handelskonflikt zwischen der EU und den USA auf Juni/Juli aufschieben, hat Reuters von Insidern erfahren.
Japanische Forscher haben mit einer neuen Software die Pressekonferenzen von EZB-Chef Draghi analysiert. In Draghis Gesichtszügen haben die Forscher im Dezember 2016 und Oktober 2017 Anzeichen von Traurigkeit ausgemacht. An beiden Terminen gab Draghi eine Drosselung des Ankaufs von Staatsanleihen, womöglich auf Druck der Vertreter der Euro-Nordstaaten, bekannt.
Aus italienischer Sicht ist die Regelung, dass das Eurosystem (EZB plus nationale Notenbanken) 33% der ausstehenden Staatsschulden einzelner Euroländer übernimmt, zu wenig. Damit Italien in den nächsten Jahren mit seinem immensen Schuldenberg über die Runden kommt, muss die EZB auf 50% hochgehen. Denn die Schuldscheinen, die man beim Eurosystem unterbringt, sein keine Verbindlichkeiten mehr.
In der Praxis wird es so laufen, dass der italienische Staat am 31.12. fällige Zinsen auf die bei der italienischen Notenbank liegenden Staatsanleihen zahlt, und diese am 01.01. als Gewinnausschüttung der Notenbank umgehend zurückbekommt. Tilgen muss der Staat nie, weil ständig neue Staatsanleihen ausgegeben werden, um die auslaufenden im Bestand der Notenbank abzulösen.
Fazit:
Die konjunkturelle Abkühlung der Eurozone verlängert die Null- und Negativzinspolitik bis weit ins Jahr 2019. Darüber hinaus besteht für den Euro die große Gefahr, dass Draghi seinen deutschen Kritikern zum Abschied so richtig eins reinreibt: Er erlaubt den nationalen Notenbanken bis zu 50% der heimischen Staatsschulden aufzusaugen, womit die Geldpolitik in der Eurozone ein gefährliches venezolanisches Flair bekäme.
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Geht das in eine Währungsreform über?
24.03.18
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