Bei EUR/CHF-Analysen wird häufiger gemogelt
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Bei EUR/CHF-Analysen wird häufiger gemogelt

The Trend is your Friend: Diese Börsenregel ist bei der Berichterstattung über den EUR/CHF-Kurs gerade in Mode. Zwei Aufwärtstrends stechen heraus. Da es keine Anzeichen gibt, dass sie am brechen sind, müsste der Euro also seinen Anstieg Richtung 1,25 Franken fortsetzen. Es gibt noch einen dritten Trend, der wird komischerweise nie erwähnt.

Kurse machen Devisennachrichten, nicht umgekehrt. Vor einer Wochen waren es noch russische Oligarchen, auf dessen Konto der Anstieg des EUR/CHF-Kurses gehen sollte. Inzwischen, da der Euro zeitweise über 1,20 Franken kletterte, lässt sich diese These nicht mehr halten. Also sattelt man auf The Trend is your Friend um.

1) kurzfristiger Aufwärtstrend
Unter kurzfristig versteht man hier einen Zeitraum von ein bis drei Jahren. Tatsächlich ist der EUR/CHF-Kurs seit Kurzem in einem solchem Aufwärtstrend. Begonnen hat er Ende April 2017 nach dem ersten Wahldurchgang in Frankreich bei 1,07.

2) mittelfristiger Aufwärtstrend
Seit der Mindestkurs-Aufhebung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang 2015 liegt ein mittelfristiger Aufwärtstrend vor. In den drei Jahren und den drei Monaten nach dem Paukenschlag kletterte der Euro von 0,95 Franken auf 1,20 Franken (+26,32%).

3) langfristiger Abwärstrend
Im Herbst 2007 war 1 Euro 1,68 Franken wert. Dieser seit über einem Jahrzehnt währende Abwärtstrend ist trotz der Erholung des EUR/CHF-Kurses weiter intakt. Um ihn zu brechen, braucht der Euro einen Anstieg auf 1,30 Franken.

Die Trendlinie kann auch anders gezeichnet werden, so dass bei 1,15 der langfristige Abwärtstrend gebrochen wäre. Man darf aber nicht vergessen, dass die SNB im EUR/CHF-Chart jahrelang ihr Unwesen trieb (siehe unten).


Ergebnisse:
  • Die Trendverläufe sprechen derzeit tatsächlich für einen steigenden EUR/CHF-Kurs. Allerdings hat die SNB mit ihren Euro-Stützungskäufen eine saubere charttechnische Analyse erschwert. Dadurch sind die beiden Aufwärtstrends ein Stück weit verhunzt.
  • Der langfristige Abwärtstrend ist trotz der Erholung auf 1,20, die Tommy National sehen wollte, weiter intakt. Dieser Trend ist wegen des Zeitfaktors der stärkste. Er hat sich gebildet, als es gute Sitte war, dass Notenbanker den EUR/CHF-Kurs in Ruhe lassen und wurde später durch SNB-Interventionen künstlich abgeflacht.