Euro bei 1,20 Franken: IWF macht alle gierig
Home » » Euro bei 1,20 Franken: IWF macht alle gierig

Euro bei 1,20 Franken: IWF macht alle gierig

Der Euro lässt nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass er es auf die magische Marke von 1,20 Franken abgesehen hat. Und so dürfte der aktuelle Stand von 1,1975 nur Zwischenstation auf dem Weg zum Gipfel sein. Gier dominiert das Geschehen an den Finanzmärkten. Droht die Schweizer Wirtschaft wegen ihres neuen Weichwährungs-Jokers zu überhitzen?

"Der Euro profitiert von der allgemeinen Konjunkturentwicklung sowie der Erwartung an eine geldpolitische Wende", sagt die St.Galler Kantonalbank. Sie bleibt aber im Gegensatz zu anderen Banken pessimistisch. Die Kantonalbank rechnet einer neuen Prognose zufolge in den nächsten zwölf Monaten mit EUR/CHF-Kursen von 1,12-1,18.

Weiterlesen: So klettert der EUR/CHF-Kurs 2018 auf 1,22

Christine Lagarde und ihr Chefvolkswirt Maurice Obstfeld lehnen sich weit aus dem Fenster: Vorbei sind die Zeiten, als der Internationale Währungsfonds (IWF) stets die Rolle des vorsichtigen Konjunkturprognostikers einnahm. Der IWF rechnet für das laufende Jahr mit einem Wachstum in der Eurozone von 2,4% (bisher: 2,2%).

Angesichts eines bunten Straußes eingetrübter Wirtschaftsdaten - die ZEW-Konjunkturerwartungen sind gerade erneut überraschend deutlich gefallen - ist das eine pompöse Prognose. Die frühere Synchronschwimmerin Lagarde genießt wie eh und je den öffentlichen Auftritt. Man wird den Eindruck nicht los, dass sie immer irgendetwas raushauen muss, auch wenn es die Fakten nicht hergeben. Ihre bildlichen Vergleiche sind inzwischen nur noch peinlich und nerven.


Zwar warnt der IWF vor einem Ende der Konjunkturparty. Das ist aber laut seinen Prognosen weit und breit nicht in Sicht. Denn die Prognosen für 2019 für die Schwergewichte der Weltwirtschaft sind ähnlich hoch wie die für 2018. Der Ausblick ist gut für den Euro, weil ihm ein exportlastiger Währungsraum zugrunde liegt.

Es liegt an der Natur der Finanzmärkte Warnungen und Gefahren, die weit in der Zukunft liegen, in den Wind zu schlagen. Gegen die Gier von Anlegern, die derzeit versuchen Aktienindizes auf neue Allzeithochs hochzukaufen, kommt nichts an. Was 2020 geschieht, interessiert da niemanden.

"Ein möglicher Grund für die Franken-Schwäche ist, dass der Franken mit dem Ende der Euro-Krise zunehmend seine Funktion als "sicherer Hafen" verliere", erläutert die Thurgauer Kantonalbank.

Demnächst wird der Punkt erreicht, an dem die noch exportlastigere Schweizer Wirtschaft von der Abschwächung des Frankens zu sehr profitiert. Die Wachstumsschere geht zu Gunsten der Schweiz weit auf. Nun kommt es zur Gegenbewegung, der Franken wird stärker, die Konjunkturverläufe in beiden Währungsräumen gleichen sich wieder an.