Den Euro interessiert es einen feuchten Kehricht, dass Deutschland bei der Reform der Eurozone auf die Bremse steigt. Der Devisenmarkt ist sich sicher: Um die Boomphase zu verlängern, werden Macron, Juncker und Draghi den Deutschen schon ein paar dutzende Milliarden an Hilfsgeldern abluchsen. Der EUR/CHF-Kurs bleibt daher in Tuchfühlung mit 1,20. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass die Eurozone laut Österreichs Notenbankchef die Rolle eines Sicheren Hafens einnimmt.
"Langsam läuft uns die Zeit davon", sagt der für die Eurozone zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovski, dem Handelsblatt. Angela Merkels stellvertretender Fraktionschef in Bundestag, Ralph Brinkhaus, und Bundesbankchef Jens Weidmann sehen eine gemeinsame Banken-Einlagensicherung und Weiterentwicklung des ESM-Rettungsschirm kritisch.
Dann gehen sie halt über den EU-Haushalt, denkt sich der Euro und steigt mit knapp 1,19 Franken auf dem höchsten Stand seit mehr als drei Jahren. Deutschland hat bereits angekündigt, dort mehr Mittel reinstellen zu wollen, die für Konjunkturprogramme schwächelnder Euroländer dann umgewidmet werden können. Die EZB will ebenfalls, dass Deutschland mehr einzahlt und haftet, und sagt das inzwischen auch ganz offen.
Zu faulen Krediten in den Bilanzen südeuropäischer Banken und extremen Ungleichgewichten, wie sie in den gerade auf ein Rekordhoch gestiegenen Target-Forderungen sichtbar werden, äußert man sich hingegen nicht. Aus der Sicht von Draghi ist Merkel in der Bringschuld: Denn schließlich war es er, der ihr superniedrige Zinsen und sprudelnde Exporte dank weichem Euro geschenkt hat.
Der Italiener macht es wie die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde. Es werden ständig Forderungen an Europas größte Volkswirtschaft formuliert. Wenn es darum geht Frankreich und Italien zu analysieren und die dortigen wirtschaftlichen Missstände anzusprechen, herrscht hingegen Schweigen im Walde. Widerspricht dem Maestro Draghi jemand, bekommt er umgehend eins übergezogen.
So ist es Österreichs Notenbankchef, Ewald Nowotny, in dieser Woche ergangen. Er hatte es gewagt Zinserhöhungen zu skizzieren, woraufhin sich die EZB in einem sehr ungewöhnlichen Schritt umgehend distanzierte. Nowotny machte eine weitere interessante Bemerkung. Die Eurozone sei momentan ein Sicherer Hafen, was sich auf den Wechselkurs auswirken dürfte, so der Österreicher. Hintergrund ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China.
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Kann der Euro das Tempo halten?
13.04.18
08:00